Solingen-Anschlag: Was passiert in Deutschland?
Im nordrhein-westfälischen Solingen sind am Freitag auf einem Stadtfest drei Menschen getötet und mehrere verletzt worden. Der mutmaßliche Täter wurde gefasst und in Untersuchungshaft genommen. Der Syrer soll gezielt mit einem Messer auf Hälse und Oberkörper der Opfer eingestochen haben und Anhänger des Islamischen Staats (IS) sein. Die Kommentarspalten spiegeln eine heftige Debatte über Ursachen und Folgen wider.
Sicherheit muss an erster Stelle stehen
Die Welt ist unzufrieden mit den Reaktionen aus der Politik:
„Nicht benannt wird das Offensichtliche: Deutschland hat – wie viele Länder in Europa – ein Problem mit jungen, gewaltbereiten Männern aus muslimischen Gesellschaften. ... Was ist zu tun? Ein Messerverbot im öffentlichen Raum kann nicht schaden, wird aber entschlossene Täter nicht abhalten. Dringlich wäre eine bessere Ausstattung von Polizei und Geheimdiensten, um auch im Internet nach radikalisierten Menschen zu suchen. Moscheen müssen Hinweise geben, wenn sie entsprechende Veränderungen bei Gemeindemitgliedern beobachten. Und wenn jemand ausreisepflichtig ist, sollte man ihn bis zur Abschiebung in Gewahrsam nehmen können. Die Sicherheit der Bürger muss an erster Stelle stehen.“
Die Messer sind nicht schuld
Lidové noviny zufolge doktern die Deutschen bislang nur an Symptomen herum:
„Bundesinnenministerin Nancy Faeser will das Tragen von Messern mit einer Klingenlänge von mehr als sechs Zentimetern in der Öffentlichkeit verbieten. Doch nun wurden in Solingen – bei einem Fest der Stadt und der Vielfalt – drei Menschen erstochen und weitere verletzt. Der Verdächtige ist ein Syrer, der Islamische Staat beansprucht die Urheberschaft. Wer ist schuld? Die Messer? Oder die, die damit angreifen? ... Landesinnenminister der CDU begannen damit, Berichte über das Verhältnis zwischen der Zahl der Ausländer und ihrem Anteil an der Kriminalität zu veröffentlichen. ... Das Land solle aufhören, die Nationalität der Täter pauschal zu verheimlichen. Fängt Deutschland endlich an, seine Sicherheit ernst zu nehmen? “
Von Extremismus durchsetzt
Der Anschlag in Solingen erinnert La Repubblica an Debatten von 2015 und 2016:
„In der Arbeiterstadt ist ein Gespenst wieder aufgetaucht, das vor einem Jahrzehnt, auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise, in der Ära von Angela Merkels 'Wir schaffen das', für Schlagzeilen sorgte. ... Damals tauchte in dem Industriegebiet, in das seit mindestens zwei Jahrhunderten Migranten kommen, eine Parallelwelt auf. ... Die der radikalen Gemeinschaften salafistischer Islamisten. ... Die jüngste Flüchtlingswelle ist zum Teil von Extremismus geprägt und mit Türken der zweiten oder sogar dritten Generation vermischt, die sich in der deutschen Gesellschaft nie akzeptiert gefühlt haben. Junge Menschen, in den Moscheen von radikalen Predigern verführt oder über das Internet zum terroristischen Islam bekehrt.“
Erregte Gemüter
Rzeczpospolita erwartet einen Schub für die AfD bei den bevorstehenden ostdeutschen Landtagswahlen:
„Der Anschlag vom Freitag könnte der extremen Rechten helfen. Schon jetzt schreiben AfD-Politiker und ihre Anhänger in den sozialen Medien unter dem Hashtag 'Solingen' darüber. Sie werden die Ereignisse in der westdeutschen Stadt für die letzten Tage des Wahlkampfs in den östlichen Bundesländern Sachsen und Thüringen nutzen (die Wahlen finden am kommenden Sonntag, dem 1. September, statt). Das Thema Zuwanderung, insbesondere aus muslimischen Ländern, hat dort auch ohne Terroranschläge die Gemüter bereits sehr erregt.“