Meta gibt Faktenprüfern den Laufpass
Meta-Chef Mark Zuckerberg hat angekündigt, Inhalte auf Facebook, Instagram und Threads künftig nicht mehr von Factchecking-Teams überprüfen zu lassen. Stattdessen wolle man wie Elon Musks X auf Nutzeranmerkungen als Korrektiv setzen. Die Änderung gilt vorerst für die USA. Später sollen auch einschränkende Inhaltsrichtlinien fallen. Die US-Wahl habe das Signal gesendet, die freie Meinungsäußerung zu priorisieren, so Zuckerberg.
Aus Zuckerbergs Sicht nachvollziehbar
Der Meta-Chef handelt wohl einfach im Dienst seines Unternehmens, überlegt Zeit Online:
„Möglicherweise liegt Zuckerbergs Engagement ... daran, dass zwei der wichtigen Bereiche, in denen Meta agiert, auch Felder sind, in denen Musks Unternehmen unterwegs sind. Neben sozialen Netzwerken ist das vor allem die künstliche Intelligenz (KI), in die Meta Milliarden investiert hat. Ideal kann es nicht sein, wenn der Präsident zu diesen Themen immer nur auf die Konkurrenz hört. Tatsächlich dürfte es für den wirtschaftlichen Erfolg unter einer Regierung Trump durchaus entscheidend sein, wie gut man mit dem Präsidenten steht. Immer stärker drängt sich der Begriff Oligarchie auf. Insofern ist es aus Zuckerbergs Sicht sogar nachvollziehbar, sich so zu verhalten.“
Diese "Freiheit" untergräbt die Demokratie
La Repubblica sieht auch eine Konfrontation mit der EU:
„Die Art und Weise, wie Mark Zuckerberg gestern das Ende der Kontrolle der von Facebook veröffentlichten Inhalte erklärte, zeigt, dass es sich um einen epochalen Wendepunkt handelt, dessen Auswirkungen über das 'Factchecking' hinausgehen. ... Trumps Sieg zeigt für ihn den Willen der Amerikaner, 'der freien Meinungsäußerung Vorrang einzuräumen', aber der Preis dafür besteht darin, Lügen wieder Tür und Tor zu öffnen, die systematisch in Umlauf gebracht werden, um den demokratischen Prozess zu untergraben. Dann griff er Europa scharf an: Man werde 'mit Präsident Trump zusammenarbeiten, um sich gegen Regierungen auf der ganzen Welt zu wehren, die auf US-Unternehmen herumhacken und auf mehr Zensur drängen'. Wir hätten 'immer mehr Gesetze, die die Zensur institutionalisieren und Innovation immer schwieriger machen'.“
Warum gerade jetzt?
Helsingin Sanomat hält den Zeitpunkt der Umstellung für keinen Zufall:
„Natürlich ist die Freiheit, die Zuckerberg in dem Video präsentiert, eine gute Sache. Meinungsfreiheit und Pluralismus sind im Prinzip gut. Was Zuckerberg jedoch nicht sagt, ist, wie die neuen Algorithmen des Unternehmens aussehen werden. … Am problematischsten ist der Zeitpunkt, unabhängig davon, was man von den Reformen hält. Was sagt es über Amerika aus, dass sich die gesamte Linie des wichtigsten privaten Medienunternehmens des Landes zur gleichen Zeit ändert, zu der die Machthaber des Landes wechseln?“