Aus für die EU-Milchquote
Nach 31 Jahren schafft die EU zum heutigen Mittwoch die Milchquote ab. Erzeuger dürfen fortan so viel Milch produzieren, wie sie können und wollen. Kleine Betriebe werden am Markt nicht mehr mithalten können, fürchten einige Kommentatoren. Andere glauben, dass das Ende der Quote einen positiven Effekt hat.
Angst der Bauern übertrieben
Die Angst vor negativen Folgen der Abschaffung der Milchquote ist ungerechtfertigt, meint die konservative Tageszeitung Die Presse: "Jetzt wird gejammert, dass das Auslaufen der Quote 'die Produktionskosten erhöhen' wird. ... Dass der Marktdruck (wenn man ihn überhaupt zulässt, von echtem Markt sind die Agrarier ja noch Lichtjahre entfernt) zu Effizienzsteigerungen zwingt und die Produktionskosten deshalb nicht erhöht, sondern senkt, ist unterdessen ja wirklich zur Genüge bewiesen worden. ... Gerade der Export soll aber die gewaltige heimische Überproduktion ... auffangen. Zum Beispiel der nach China. Dort fürchten sich die Österreicher übrigens vor neuseeländischer Konkurrenz. Seltsam: Neuseeland hat Agrarsubventionen vor langer Zeit völlig abgeschafft, müsste also der doppelt (bei Bauern und Molkereien) subventionierten EU-Milch krass unterlegen sein."
Der Markt wird es schon regeln
Die Abschaffung der Milchquote wird den Markt weniger erschüttern, als ursprünglich erwartet, glaubt die liberale Tageszeitung Maaseudun Tulevaisuus: "Prognosen zufolge wird die Milchproduktion in den kommenden Jahren in der EU kräftig steigen. Dies bedeutet sowohl für die Höfe als auch die Molkereien einen stärkeren Wettbewerb. Die Freigabe der Milchproduktion erfolgt aber in einer anderen Situation, als ursprünglich erwartet: Die umwälzende Veränderung der EU-Milchmärkte hat es bereits im letzten Herbst gegeben. ... Die von Russland als Gegensanktionen gegen die EU verhängten Importverbote haben Europa über Nacht ein bedeutendes Überangebot an Milchprodukten beschert. ... Die Abschaffung der Quoten bedeutet, dass es auch in Zukunft ein Milchüberangebot gibt. ... Wie bisher auch, kommt es im Wettbewerb auf gute Produktentwicklung, hohe Qualität und einen wettbewerbsfähigen Preis an."
Kleinbauern verlieren gegen Milchgiganten
Die Bauern Litauens werden mit den großen Milchkonzernen in Westeuropa nicht mithalten können, kommentiert die Wirtschaftszeitung Verslo žinios das Ende der EU-Milchquote: "Den Experten zufolge kann durch die Abschaffung des Quotensystems die Produktion der Rohmilch in der EU um 55 bis 60 Prozent steigen. Wenn diese Prognosen richtig sind, kann ein Milchüberschuss entstehen, der auch den Milchpreis beeinflusst. ... Die Milchwirtschaft ist einer der wichtigsten Zweige der Landwirtschaft Litauens. Für die Bauern unseres Landes ist die Abschaffung der Milchquoten ungünstig. Besonders negative Auswirkungen kann sie für die Kleinbauern haben. ... Wenn man sich die Bauernhöfe anschaut, kann man die Beunruhigung verstehen. Die Milchhöfe in den westlichen Ländern sind viel moderner als die litauischen, gleichzeitig ist auch der Herstellungspreis von Milch geringer. Deswegen können die Bauern in diesen Ländern mehr Milch billiger verkaufen."