China schadet sich mit Zurückhaltung selbst
Die Regierung in Peking sollte im eigenen Interesse endlich stärker auf die Führung in Pjöngjang einwirken, um deren Aufrüstungspläne zu stoppen, mahnt die linksliberale Tageszeitung The Irish Times:
„Peking scheint nicht mehr tun zu wollen, als wieder einmal das Vorgehen Pjönjangs zu verurteilen. … Kim Jong-un spielt mit dem Feuer. Sein Schritt hat bereits eine bedeutende neue Runde militärischer Kooperationsverhandlungen zwischen den USA, Japan sowie Südkorea ausgelöst. Er hat überdies zu einer neuen Entschlossenheit [seitens der USA und Südkorea] geführt, eine Raketenabwehrtechnologie zu entwickeln, die nicht nur die Beziehungen mit Pjöngjang, sondern auch die zwischen den USA und China destabilisieren könnte. ... Entscheidend bei jeglicher wirkungsvollen Reaktion kann nur sein, dass China endlich seine Politik des Heraushaltens neu bewertet, denn diese untergräbt nun seine eigenen strategischen Interessen.“
China in der Zwickmühle
Die Provokationen Kim Jong-uns bringen China in eine Zwickmühle, analysiert die linksliberale Tageszeitung Der Standard:
„Sanktionen, die wirklich die Stabilität der Regierung gefährden, kann China nicht wollen. Denn ein Kollaps des Regimes würde die Grenzregion destabilisieren und den US-Einfluss ausweiten. Kritisiert man Pjöngjang zu hart, legitimiert man zudem Pläne der USA, Südkorea mit einem Raketenschutzschirm auszustatten, den China ablehnt. Zerschlägt Peking stattdessen rhetorisch zu viel Porzellan, schwindet der verbleibende Einfluss auf Nordkorea. Das alles weiß auch Kim. Es ist daher gut möglich, dass er weiter auch atomar provoziert - bis Peking und Washington bereit sind, doch den Friedensvertrag zu unterstützten, den der Norden will.“
USA müssen endlich mit Kim verhandeln
Die weltweite Empörung über Nordkoreas Raketentest ist verlogen, meint das Nachrichtenportal Spiegel Online:
„Auch diesmal ist keine Macht daran interessiert, Kim ernsthaft zu schaden. Vielmehr wird das Feindbild Kim weiter gebraucht: Von den USA, die seine Drohgebärden nutzen, um die Verbündeten Japan und Südkorea gegen China in Stellung zu bringen. Von Japan, wo Premier Abe seine Landsleute davon überzeugen will, die Friedensverfassung zu ändern. Und von Südkorea, wo hartgesottene Parteifreunde von Präsidentin Park davon träumen, auch den Süden nuklear aufzurüsten. ... Die USA dürfen die Verantwortung für Nordkorea nicht länger auf China abschieben oder Sanktionen fordern, die dann doch nicht wirken. Stattdessen sollten sie endlich mit Nordkorea verhandeln, wie sie es erfolgreich mit Iran gemacht haben. Sonst dürfte Kim schon bald wieder Raketen abschießen. Aber dann womöglich unangekündigt.“
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