Schweden überschätzt sich
Als Vermächtnis hat Olof Palme seinem Land die Doppelmoral zurückgelassen, schimpft die liberal-konservative Tageszeitung Jyllands-Posten:
„Unter Palme wurde der moralische Zeigefinger in Stellung gebracht, den Schweden der Welt seither so gern zeigt. Palme sah sich im Kalten Krieg als unabhängige Stimme zwischen Ost und West. ... Je weiter entfernt ein Konflikt war, desto heftiger engagierte sich Schweden. Übergriffe im kommunistischen Osten auf der anderen Seite der Ostsee interessierten Schweden nicht im Geringsten. ... Und während Palme auf der internationalen Bühne für Abrüstung eintrat, explodierte der schwedische Waffenexport. Auch heute ist Doppelmoral eine schwedische Spezialität. Das schwedische Selbstbild, das das Land heute im Zuge einer ebenso idealistischen wie unrealistischen Flüchtlingspolitik an den Rand gedrängt hat, geht auf Palmes Zeit zurück.“
Von wegen neutral
Palme wird noch heute als Symbol der Neutralitätspolitik im Kalten Krieg gesehen - zu Unrecht, wie die liberale Tageszeitung Göteborgs-Posten findet:
„Schweden unterhielt im Kalten Krieg gute Beziehungen zu den USA und zur Nato. Palme legte auf die Beziehungen zu Washington großen Wert, auch wenn er mit seiner scharfen Kritik am Vietnamkrieg diplomatische Krisen heraufbeschwor. 'Während ich mich mit den Amerikanern streite, kümmere du dich um Himmels Willen um gute Beziehungen im Militärbereich', soll er zu Oberbefehlshaber Stig Synnergren gesagt haben. Vielleicht sollte man Palme gerade deshalb als fähigen Ministerpräsidenten sehen: Sicherheitspolitisch ließ er stets Realismus walten, allem Idealismus, allen großen Worten über Neutralität und internationale Solidarität zum Trotz.“