Was bewirkt Öcalans Friedensappell?
Der inhaftierte Anführer der kurdischen PKK Abdullah Öcalan hat die türkische Regierung und seine Anhänger zu Friedensverhandlungen aufgerufen. Er durfte erstmals seit dem Abbruch des türkischen Friedensprozesses mit den Kurden im vergangenen Jahr Besuch empfangen. Türkische Kommentatoren bezweifeln, dass die Friedensbotschaft bei den Konfliktparteien auf offene Ohren stößt.
Regierung nicht an Frieden interessiert
Die Botschaft von PKK-Führer Öcalan wird bei der türkischen Regierung ungehört verhallen, vermutet das regierungskritische Onlineportal T24:
„Nach dem Ende des Friedensprozesses [im Sommer 2015] und dem sich vertiefenden Krieg ist vor allem Erdoğan immer stärker geworden. Er ist es, der die öffentliche Meinung bestimmt. Mit jedem Punkt, den die Organisation [PKK] durch ihr Handeln verliert, wird er stärker. ... Der Staat fühlt sich stark und denkt, die jetzige Phase bald als Sieg verbuchen zu können. Dass die Regierung ein Treffen mit Öcalan erlaubt hat, rührt nur daher, dass sie Spannungen bezüglich des vermuteten Gesundheitszustands von Öcalan nicht unnötig eskalieren lassen wollte, weil dies der PKK in die Hände spielen könnte. Die Regierung rechnet aber damit, dass die PKK an Ansehen verlieren könnte und parallel dazu die [kurdennahe] HDP geschwächt wird. Sie denkt, eine Lösung erreichen zu können, indem sie die kurdischen Bürger überzeugt. Doch man versucht schon seit 30 Jahren die Kurden zu überzeugen - erfolglos.“
PKK wird nicht auf ihren Anführer hören
Der bewaffnete PKK-Arm KCK wird sich nicht an die Friedensbotschaft Öcalans halten, denn er sieht sich angesichts der Erfolge syrischer Kurden im Aufwind, analysiert Hürriyet:
„Die Türkei hat es mit dem Friedensprozess versucht, doch die PKK hat dies mit ihrer Obsession, die Türkei in ein Land wie Syrien zu verwandeln, sabotiert. Heute ist die Position der Türkei in Syrien gestärkt. ... In der Türkei dagegen sind bewaffnete und totalitäre Methoden keine Lösung, es ist klar, dass sie nur Blut und Tränen bringen. Nun muss man darüber nachdenken, wie man die KCK-Führung im [irakischen] Kandil-Gebirge von der Formel Öcalans überzeugen kann, die Waffen zum Schweigen zu bringen und stattdessen Ideen und Politik sprechen zu lassen. Es ist offensichtlich, dass die Türkei im Kampf gegen den Terror die Qualität ihrer Demokratie verbessern muss und mehr Freunde braucht. Ebenso muss die Syrienkrise mit Hilfe irgendeiner Übergangslösung sofort beendet werden.“