Was bedeutet die Kehrtwende der Opec?
Die Staaten der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) haben sich nach langem Ringen darauf geeinigt, die Fördermenge um 700.000 Barrel täglich zu senken. Die Entscheidung des Kartells wirkt sich vor allem auf die Rohölpreise und auf das globale Mächtespiel im Energiesektor aus, analysieren Kommentatoren.
Notleidende Ölländer können aufatmen
Dass der Ölpreis nun wieder steigen könnte, begrüßt, obwohl das Europas Wirtschaft belasten würde, die taz:
„Wenn die Zeit billigen Öls zu Ende geht, werden viele Menschen aufatmen: nämlich die in den Not leidenden Ölländern von Russland über Irak bis hin nach Brasilien. Ihre Staaten kollabierten nämlich, weil die Einnahmen aus dem Öl fehlten. Das bedeutete in Venezuela Plünderungen und Unruhen, in Nigeria blankes Elend. Selbst das reiche Saudi-Arabien wurde gezwungen, sich über ein Ende der Abhängigkeit vom Öl Gedanken zu machen. ... Und Europa? Hier gilt: Je höher der Ölpreis, desto mehr Anreize gibt es für die Erneuerbaren. Aber: Der niedrige Ölpreis hat die sieche Konjunktur auf dem Kontinent lange wenigstens ein bisschen befeuert. Dieses Stimulus wird nun über kurz oder lang wegfallen.“
Teheran und Riad eint nur Angst vor Verlusten
Die Einigung der Opec läutet eine neue Phase der Geopolitik des Erdöls ein, analysiert Les Echos:
„Die Zeiten, in der die Opec globale wirtschaftliche Schocks wie 1973 oder Gegenschocks wie 1986 auslösen konnte, liegen weit zurück. Nicht nur, weil Energieeinsparungen es einigen Importländern erlaubt haben, ihre Abhängigkeit vom Nahen Osten zu begrenzen. Auch zwei andere Entwicklungen wiegen schwer: Russland ist der weltweit größte Produzent von Erdöl und Erdgas und die USA werden in Sachen Energie dank der Schiefergasrevolution immer unabhängiger. Über einen Anstieg des Rohölpreises können sich die beiden Mächte daher nur freuen. Die Karten des globalen Mächtespiels werden gerade neu verteilt, und Teheran und Riad eint allein die Angst, ihre Einkünfte aus dem Ölschatz wegschmelzen zu sehen.“
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