Opec drosselt Ölproduktion
Um den Ölpreisverfall zu stoppen, hat die Organisation erdölexportierender Staaten (Opec) erstmals seit 2008 geringere Fördermengen beschlossen - auf Basis einer Grundsatzvereinbarung vom September. In Folge der Produktionskürzung stieg der Ölpreis deutlich an. Der Ölmarkt braucht Stabilität loben einige Kommentatoren die Entscheidung, während andere bezweifeln, dass sie umgesetzt wird.
Ölmarkt braucht Stabilität
Die Einigung der Opec-Staaten über die Drosselung der Produktion bringt endlich Stabilität auf dem Ölmarkt, freut sich NRC Handelsblad:
„Der Ölpreis ist wichtig. Aber Stabilität ist noch wichtiger. Die stark rückläufigen Investitionen der Branche in den letzten Jahren als Antwort auf den Preisverfall des Öls bergen das Risiko, dass in der Zukunft ein Mangel entsteht, mit großen Preiserhöhungen als Folge. Die Welt muss lieber früher als später völlig umsteigen auf alternative Energien. Aber bis dahin bleibt Öl zwangsläufig einer der wichtigsten Energieträger. Und auch einer der wichtigsten Parameter der Weltwirtschaft. Produktionsabsprachen sind nicht ideal. Und es ist die Frage, ob sie effektiv sind, wenn die amerikanische Ölindustrie jetzt die Rolle als Swing Producer übernimmt [und nach Bedarf mehr oder weniger produziert]. Aber vielleicht führt die jetzt erreichte Opec-Einigung doch zu einem ruhigeren Ölmarkt. Das ist noch immer der wilden Periode der vergangenen zweieinhalb Jahre vorzuziehen.“
Förderkürzung ist nur Lippenbekenntnis
Das Wirtschaftsblatt Vedomosti warnt vor Problemen bei der Umsetzung des Opec-Deals:
„Es gibt nicht viele Gründe, in dem neuen Abkommen der Opec und anderer Ölförderländer mehr als eine verbale Intervention zu sehen. Seit 1994 hat die Opec es nicht geschafft, sich an eigene Zusagen zu halten. Dafür spricht auch die Einschränkung des russischen Energieministers, man werde die Förderung entsprechend der eigenen technischen Möglichkeiten kürzen. Gerade diese sind aber ziemlich begrenzt. Russlands Konzerne gingen bisher von steigender Förderung aus, und es ist beinahe unmöglich, die Entwicklung eines Vorkommens ohne große Verluste zu stoppen. Außerdem trifft am Ende jede einzelne Firma die Entscheidung selbst und nicht der Minister. Dieser habe bereits zugegeben, dass es sich um eine freiwillige Sache für die Unternehmen handelt. Doch was ist, wenn eine Firma die Situation ausnutzen will und die eigene Förderung steigern sollte?“
Die Energiewende rückt näher
Ein steigender Ölpreis wird umweltfreundlichere Energiequellen endlich pushen, freut sich The Independent:
„Je teurer Öl und Gas sind, desto größer ist der finanzielle Druck, auf CO2-neutrale Alternativen umzusteigen. Derzeit benötigen die meisten alternativen Energiequellen Subventionen, um wettbewerbsfähig zu sein. Der Preis dieser Alternativenergien fällt bereits rapide, das gilt insbesondere für Solarenergie. Die Welt ist fast an jenem Punkt angekommen, wo es in einigen Regionen keine Subventionen mehr braucht. Die fallenden Kosten zur Speicherung von Energie machen die CO2-neutralen Energieträger ebenfalls noch attraktiver. Je teurer Öl und Gas sind, desto näher sind wir diesem entscheidenden Wendepunkt.“
Öl-Abhängigkeit ist das eigentliche Problem
Dass die Opec den Preis nun wieder in die Höhe treiben will, ist für L'Echo nur ein zweitrangiger Grund zur Sorge:
„Was uns noch stärker beunruhigen sollte, ist unsere fortdauernde Abhängigkeit vom Erdöl trotz all der Fortschritte im Bereich erneuerbare Energien und bei der Senkung des Energieverbrauchs. Unsere Kaufkraft wird weiter durch die Preise an der Pumpe beeinflusst, die direkt von der Strategie eines Kartells aus 14 erdölfördernden Ländern abhängen. Unsere Transportmittel und Heizsysteme stoßen weiterhin CO2 in die Atmosphäre aus. Schade, dass die Welt sich nicht wirklich verändert hat.“
Der Ölpreis wird auf Dauer kaum steigen
Der Opec wird es trotz des Beschlusses kaum gelingen, etwas an den niedrigen Preisen zu ändern, glaubt die Frankfurter Allgemeine Zeitung:
„Erstens ist unklar, ob alle Mitgliedsländer des Ölkartells sich an die Vereinbarung halten werden. Die Erfahrungen der Vergangenheit lassen da misstrauisch sein. Zweitens ist fraglich, ob angesichts des weltweiten Überangebots an Öl überhaupt ein dauerhaft spürbarer Preiseffekt mit einer vergleichsweise kleinen Förderkürzung erzielt werden kann. Und drittens ist unsicher, was passiert, wenn die amerikanischen Ölförderer die Selbstbeschränkung der Opec ausnutzen sollten, um selbst deutlich mehr Öl zu fördern. Dafür könnte, gerade in der neuen Ära unter dem zukünftigen Präsidenten Donald Trump, einiges sprechen. Alles in allem ist es unwahrscheinlich, dass die Opec es dauerhaft schaffen wird, den Ölpreis wieder in alte Höhen zu treiben.“