Widerstand gegen Trump formiert sich
Einen Tag nach der Amtseinführung von Donald Trump sind weltweit Hunderttausende auf die Straßen gegangen, um gegen dessen Präsidentschaft und für Frauenrechte, Toleranz und ein friedliches Miteinander zu demonstrieren. In den USA gehörten die Proteste zu den größten in der Geschichte des Landes, bis zu eine halbe Million Menschen versammelten sich in Washington. Was kann dieser Widerstand bewirken?
Frauen etablieren sich als politische Macht
Polityka sagt der Protestbewegung gegen Trump Großes vorher:
„Die Teilnehmerzahl des Frauenmarsches hat gezeigt, dass eine neue politische Kraft aufgetaucht ist, die die Chance hat, eine universelle Bewegung zu werden. ... Die Frauen haben sämtliche Instrumente in der Hand, um ihre wachsende Stärke auch politisch zu nutzen - ähnlich wie die Arbeiterklasse vor hundert Jahren. Dies drückt sich nicht nur in ihrer Zahl aus, sondern auch darin, dass ihre Rolle in Gesellschaft und Wirtschaft immer bedeutender wird. Damit können sie eine neue progressive Politik gestalten, die eine Alternative zur jetzigen Gesellschaft und zu den neuen Rechten ist. Das wird auch daran deutlich, dass der Marsch vom Samstag international so ein breites Echo gefunden hat. Schade nur, dass es in dieser Internationalen noch keine starken Stimmen von Polinnen und Polen gibt.“
Mit Pussies gewinnt man keinen Krieg
Die Frauenmärsche gegen Donald Trump kann man nicht erstnehmen, weil sie auf extremen Feminismus setzen, meint hingegen die Tageszeitung 24 Chasa:
„Einige nennen es Pussy, andere etwas akademischer Vagina. Wie auch immer wir es nennen wollen - es ist zum Emblem der Massenproteste gegen Trump geworden und hat den Widerstand der linken Opposition in die Sackgasse des extremen Feminismus geführt. … 'Eine Vagina zu haben ist eine Frage der Biologie, nicht ein politisches Argument', schreibt die britische Daily Mail-Kolumnistin Katie Hopkins. Darum ist der Protest von Millionen Frauen in den USA und in der Welt nur bedingt gerechtfertigt. Ganz abgesehen davon, dass, wer sich wütende Vaginas auf die Fahnen malt, nicht unbedingt mit der Unterstützung der Männer rechnen kann. Und ohne Männer hat noch niemand in der Menschheitsgeschichte einen Krieg gewonnen.“
Trumps Feinde sind Gefahr für Demokratie
Die Anti-Trump-Proteste haben der Demokratie bisher mehr geschadet als der frisch ins Amt eingeführte US-Präsident, kritisiert Observador:
„Ist Trump ein Faktor der Instabilität für die US-Demokratie und die Weltordnung? Zweifellos. Was sich aber auf der anderen Seite der Barrikade gebildet hat, ist nicht weniger gefährlich: Ein Teil der Bevölkerung wird einfach ausgegrenzt, seine politische Legitimität abgelehnt, Massenproteste gegen die Wahlergebnisse organisiert. ... Es handelt sich nicht nur um eine Demonstration schlechten Verlierens, sondern auch um eine klare Anfechtung der Regeln, Institutionen und Konventionen, die unsere freien Demokratien definieren. Und die ist, schlicht und einfach, antidemokratisch. All das Geschrei, angeblich im Namen der demokratischen Werte, hat der Demokratie bisher mehr geschadet als Trump. ... Denn die Stabilität einer Demokratie wird nicht daran gemessen, wie man gewinnt, sondern in erster Linie an der Art und Weise, wie man verliert.“
Wütende Massen werden siegen
Für De Morgen sind die Proteste ein positives Zeichen:
„Es sieht nicht danach aus, dass der Protest schnell verstummen wird. Und die Geschichte lehrt, dass meistens die wütenden Massen Veränderungen erzwingen. Ebenso wahrscheinlich ist es, dass auch die Medien durch Trump noch schlagkräftiger werden, zumindest wenn sie sich nicht vom präsidentiellen Kleinkrieg ablenken lassen. So pumpte etwa die New York Times bereits fünf Millionen extra in die Recherche rund um die Trump-Präsidentschaft. Und dazu lehrt die Geschichte: Der andere US-Führer, der einen Krieg gegen die Medien führte - Richard Nixon - gab vor allem dem investigativen Journalismus Auftrieb und organisierte seinen eigenen Fall mit dem Watergate-Skandal. Manchmal wiederholt sich die Geschichte eben nicht nur im negativen Sinn.“
Hass ist stärker als die Trump-Gegner
Trump triumphiert insofern über alle Gegenproteste, als dass er eine neue Figur mobilisiert: den Hasser. Das erklärt Schriftsteller Roberto Saviano in La Repubblica:
„Den Kundgebungen gegen Trump haftete etwas Altes, Verstaubtes an. Sie erinnerten an die Proteste gegen den Vietnam-Krieg, an die Friedensmärsche der 1970er. … Auch die Antrittsrede von Donald Trump enthielt Töne, die wir für überholt hielten. Im Unterschied zu den Protestmärschen war seine Rede dennoch neu. Sie war ein Aufruf an alle Frustrierten, sich zu vereinen. … Denn Trump hat, was das Fernsehen und die sozialen Netzwerken betrifft, einen wesentlichen Punkt begriffen: Es siegt der, dem es gelingt, den 'Hater' zu faszinieren, den Hasser, den Gescheiterten, denjenigen, der den Anschluss verloren hat und die anderen beschuldigt, ihn ausgeschlossen zu haben. ... Darin liegt die Neuigkeit von Trump und sie ist schrecklich. Sie basiert auf der Logik, den Bürger in einen Hasser zu verwandeln und diesen Hasser dann in einen Wähler.“