Schweden führt Wehrpflicht wieder ein
Mit Verweis auf die verschärfte Sicherheitslage im Baltikum und aus Mangel an freiwilligen Rekruten führt die schwedische Regierung ab Juli die 2010 ausgesetzte Wehrpflicht wieder ein. Alle ab 1999 geborenen Männer und Frauen müssen demnach der Armee zur Verfügung stehen, 4000 von ihnen sollen pro Jahr den Grundwehrdienst leisten. Einige Kommentatoren heißen den Schritt gut, andere zweifeln an seiner Wirksamkeit.
Wir alle müssen Freiheit verteidigen
Für absolut richtig hält Aftonbladet die Wiedereinführung der Wehrpflicht:
„Es gibt viele praktische Gründe dafür, dass Wehrpflicht besser ist als eine Verteidigung, die auf Freiwilligkeit gründet. Wir sind ein kleines Land, das keinem militärischen Bündnis angehört. Außerdem war die Zahl der Soldaten aufgrund mangelnder Bereitschaft zur freiwilligen Verpflichtung in der Armee zu niedrig. Die wichtigsten Argumente sind aber prinzipieller Natur. Rechte und Pflichten gehören zusammen. Wir sind eines der freiesten und reichsten Länder. Unsere freie Gesellschaft, unsere Art zu leben sind es wert, verteidigt zu werden. Und diese Verantwortung obliegt uns allen.“
So entsteht noch längst keine Sicherheit
Die Rückkehr zur Wehrpflicht hat eher Symbolcharakter als wirklich militärische Bedeutung, stellt Kainuun Sanomat fest:
„Die Wiedereinführung der Wehrpflicht entspricht der verteidigungspolitischen Richtungsänderung Schwedens. … Russlands Machtpolitik hat dazu geführt, dass in ganz Westeuropa neue Schlussfolgerungen gezogen wurden. … Die erste Konsequenz war im vergangenen Sommer die Stationierung einer kleinen Einsatztruppe auf der Insel Gotland, die im Hinblick für die Überwachung des Seeverkehrs der Ostsee bedeutend ist. Bis zum kommenden Sommer soll permanent eine Kampfeinheit auf der Insel stationiert werden. Die Rückkehr der Soldaten nach Gotland und die Einführung der Wehrpflicht sind dennoch eher nur Zeichen eines Richtungswandels denn wirkungsvolle Maßnahmen. Wichtiger ist, dass Schweden, ebenso wie Finnland, die militärische Partnerschaft mit der Nato und den USA verstärkt hat.“