Setzen Eliten Europa aufs Spiel?
Rechtspopulisten in Großbritannien, Frankreich, den Niederlanden, Österreich, Polen und Ungarn ist es in den vergangenen Jahren gelungen, "Brüssel" und "die Eliten" als Schuldige für all das zu münzen, was vermeintlich schief läuft. Kommentatoren sind sich uneins, ob die politisch Verantwortlichen zu schwach oder zu dominant sind.
Unterdrückung der Wähler sprengt Europa
Die Missachtung des Wählerwillens in den Krisenstaaten der EU hat die Populisten erstarken lassen, klagt der frühere griechische Finanzminister Yanis Varoufakis in The Irish Examiner:
„Die Unterdrückung des Griechischen Frühlings von 2015 hatte zur Folge, dass die linke Podemos-Partei in Spanien an Unterstützung verlor. ... Und nachdem [die Wähler] mit anschauen mussten, wie gefühllos die EU in Griechenland, Spanien und anderswo die Demokratie missachtete, stimmten viele Unterstützer der britischen Labour-Partei für den Brexit. ... Dies wiederum stärkte Donald Trump in den USA, dessen Wahlsieg in ganz Europa und vielen anderen Teilen der Welt wiederum Wind in die Segel des fremdenfeindlichen Nationalismus blies. ... Es wird Zeit, den europäischen Eliten klar zu machen, dass sie niemand anderem die Schuld geben können als sich selbst. Und es wird Zeit, dass sich die Progressiven zusammentun und die europäische Demokratie zurückfordern - von einem Establishment, das sich verirrt hat und die europäische Einheit gefährdet.“
Passive Eliten haben Bürger vergrämt
Nicht zu viel sondern zu wenig Führungsstärke beklagen die Bürger, meint hingegen Financial Times:
„Die verbitterten Wähler haben nicht die Absicht, gegen den Elitismus aufzubegehren. Wenn sie etwas wollen, dann, dass dieser wieder zu seiner alten Stärke findet. Sie wünschen sich die geordnete Welt zurück, in der sie aufwuchsen. Damals sicherte ein gewisses Maß an zentraler Führung ihre Arbeitsplätze und stellte sicher, dass die Umgebung vertraut blieb. Sie sehen moderne Eliten als lockere, nicht als strenge Eltern, die in den vergangenen Jahrzehnten des globalen wirtschaftlichen Wettbewerbs und des bahnbrechenden sozialen Wandels unverschämt tatenlos zusahen. Sie fordern richtige Eliten, die ihre Macht einsetzen.“