Flüchtlinge: Waren deutsche Medien zu unkritisch?
Eine Studie der gewerkschaftsnahen Otto-Brenner-Stiftung macht "erhebliche Defizite" in der Berichterstattung deutscher Medien in der Hochphase der Ankunft Geflüchteter 2015 und 2016 aus. Journalisten hätten keine neutrale Beobachterrolle eingenommen und Sorgen und Ängste der Bevölkerung vernachlässigt. Die Medien anderer Länder stimmen dem Urteil zu und beschäftigen sich mit den Folgen.
Paternalismus ist ein schlechter Ratgeber
Die Gegner des 'Wir schaffen das', Merkels Leitspruch in der Flüchtlingskrise, kamen kaum zu Wort, klagt De Volkskrant:
„Tatsächlich flammte erst nach 'Köln' die Debatte über Immigration und Integration in Deutschland stark auf. Es konnte nicht länger geleugnet werden, dass Flüchtlinge nicht prinzipiell liberale Ansichten vertreten. Dass die deutsche Presse kollektiv versagte, wie [Medienwissenschaftler] Haller feststellt, oder nur Lügen verbreitet, wie Rechtspopulisten behaupten, ist Unsinn. Aber unbefangen ist sie auch nicht. Die Angst, den 'Rechtsextremen in die Hände zu spielen' ist historisch begründet. Aber Paternalismus ist für den professionellen Journalismus ein schlechter Ratgeber.“
Propaganda für Merkel
Die verzerrte Berichterstattung deutscher Medien hatte Auswirkungen auf ganz Europa, findet e-vestnik:
„Indem die deutschen Medien Merkel unkritisch unterstützten, haben sie ihr und der Gesellschaft ein falsches Bild von der Wirklichkeit vermittelt. So fühlte sich Merkel in ihrer Flüchtlingspolitik bestätigt, obwohl viele europäische Politiker sie dafür kritisierten. In ihrer Verblendung versuchte sie sogar, allen EU-Staaten die Aufnahme von Flüchtlingen aufzuzwingen, was für Spannungen innerhalb der Union sorgte und einer der Gründe für den Ausgang des Brexit-Referendums war.“