Trumps Twitter-Protzerei
US-Präsident Donald Trump hat sich im Konflikt um Nordkoreas Atom- und Raketenprogramm erneut mit Staatschef Kim Jong-un angelegt. Er verfüge über einen größeren und kraftvolleren Atomknopf als die Volksrepublik auf der koreanischen Halbinsel, twitterte Trump. Heizt er mit dieser Prahlerei den Konflikt weiter an?
US-Präsident widerlegt eigene Unberechenbarkeit
So wie Trump das Jahr 2017 beendet hat, mit Twitter-Angriffen auf seine Gegner, so startet er auch in 2018, beobachtet der US-Korrespondent Jean-Cosme Delaloye von La Tribune de Génève:
„Der US-Präsident, der stets um sein Image als unberechenbarer Politiker bemüht ist und sich im Weißen Haus nicht um diplomatische Gepflogenheiten schert, eröffnet das neue Jahr im Körper eines Mannes, der im Grunde doch berechenbar und in seiner aggressiven Rhetorik gefangen ist. Die US-Außenpolitik war indes bislang deutlich traditioneller, als es die kämpferischen Trump-Tweets nahelegten. Verteidigungsminister James Mattis, der Nationale Sicherheitsberater H. R. McMaster und Außenminister Rex Tillerson scheinen den Präsidenten davon überzeugt zu haben, der Diplomatie gegenüber Nordkorea und Iran eine Chance zu geben.“
Kim spielt seine strategischen Trümpfe aus
Trumps Größenvergleich könnte die USA gegenüber einem kompromissbereiten Kim den Kürzeren ziehen lassen, analysiert Der Standard:
„Präsentiert sich Kim als berechenbar, werden China und Russland bald keinen Grund mehr sehen, die Strafmaßnahmen im aktuellen Ausmaß aufrechtzuerhalten. ... Trump mag Kim darin übertreffen, große 'Atomknöpfe' auf dem Schreibtisch zu imaginieren, wo sich diese laut Experten nie befinden würden. Vielleicht stellt sich dabei - im übertragenen Sinn - heraus, dass jener des US-Präsidenten wirklich mächtiger ist als der Nordkoreas. Doch das ist eben nicht alles. Denn während Trump stolz tweetet, noch größeren Horror anrichten zu können als Kim, spielt dieser gerade strategische Trümpfe aus.“