Können Trump und Kim miteinander reden?
Das erste Treffen zwischen einem US-Präsidenten und einem nordkoreanischen Staatschef steht im Raum. Nachdem Donald Trump überraschend die Einladung Kim Jong-uns akzeptiert hat, will das Weiße Haus zuerst konkrete Versprechen erfüllt sehen. Hin- und hergerissen zwischen Faszination und Sorge, sind sich Kommentatoren nicht sicher, was sie von der Annäherung halten sollen.
Entspannung oder Katastrophe - alles ist möglich
Das Treffen birgt Risiken, ist aber im Zweifel der bessere Weg, findet La Stampa:
„Der Gipfel kann für Entspannung auf der koreanischen Halbinsel sorgen, er kann ergebnislos enden, er kann aber auch in eine Katastrophe münden. Unvorhersehbar ist er allemal. Das Schicksal, die Erbfolge im einen Fall, eine Wahl im anderen, hat gewollt, dass es Kim und Trump sind, die die (bisher) gefährlichste Krise des 21. Jahrhunderts lösen sollen. Die Entscheidung, sich zu treffen, passt zu beiden, sie befriedigt ihre Egos. Dies ist zu beglückwünschen, denn die Alternative, der bewaffnete Konflikt, womöglich mit atomaren Waffen, hätte ebenso gut zu den Persönlichkeiten der beiden Protagonisten gepasst.“
Ergibt zweimal Wahnsinn Weisheit?
Die Bereitschaft zu einem Gespräch ist ein Fortschritt, meint Liberation:
„In der Arithmetik ist minus und minus gleich plus. Vielleicht ergibt zweimal Wahnsinn demnach Weisheit, und eine Verhandlung zwischen zwei Verrückten führt zu einem vernünftigen Kompromiss? Die beiden barocksten Föhnwellen des Planeten haben also beschlossen, sich zu treffen. ... Was soll man sich da beklagen? Der Wettbewerb um die längste Rakete, den sich die beiden Streithähne geliefert haben, erinnerte an andere Wettbewerbe, wie sie früher in Internaten üblich waren. Am Ende fürchtete man, dass er in eine Katastrophe entgleisen könnte. Statt sich zu beschimpfen spricht man nun miteinander: Das ist ein Fortschritt. ... Das Seltsame an Geisteskrankheiten ist, dass zwei Verrückte einander verstehen können.“
Kein Ausweg aus der Sackgasse
Die staatliche Nachrichtenagentur RIA Novosti sieht das Weiße Haus in der schwächeren Position:
„Die US-Administration hat Interesse daran, dass der Gipfel stattfindet. Erstens, weil Verhandlungen für Trump heute der einzige würdige Ausweg aus der nordkoreanischen Sackgasse sind. Bombardieren kann er nicht, die 'nordkoreanische Bedrohung' ignorieren (angesichts seiner eigenen Drohgebärden und der neuen nordkoreanischen Langstreckenraketen) kann er auch nicht. Im Weißen Haus nutzt man das Angebot Kims, um vom Erfolg einer nicht existierenden Strategie in Sachen Nordkorea zu sprechen. ... Kluge Leute (vor allem in Südkorea) geben sich jetzt alle Mühe, die Illusion der Amerikaner nicht zu zerstören. Hauptsache, das Kind vergnügt sich, ohne etwas - mit Bomben - kaputt zu machen.“
Grenzenloses Ego ist keine Basis für Diplomatie
De Volkskrant vergleicht die Annäherungsversuche mit der Abrüstungsinitiative von Reagan und Gorbatschow in den 1980er Jahren - und ist skeptisch:
„Eine unorthodoxe Herangehensweise kann erfolgreich sein, wie Ronald Reagan in den Verhandlungen mit Gorbatschow bewies. Dabei hatte er sogar kurz mit der Idee einer vollständigen atomaren Abrüstung geliebäugelt. Aber diese Herangehensweise beruhte damals auf einer sorgfältig durchdachten Strategie (unter anderem auf dem umstrittenen Nato-Doppelbeschluss). Diesmal scheint die Basis für Trumps Handeln nur seine Impulsivität zu sein und der grenzenlose Glaube an sein eigenes Können.“