Warum wurde die Huawei-Finanzchefin festgenommen?
Die Finanzchefin des chinesischen Smartphone-Herstellers Huawei, Meng Wanzhou, ist auf Verlangen der US-Behörden in Vancouver verhaftet worden. Die USA werfen ihr offenbar vor, das US-Handelsembargo gegen den Iran verletzt zu haben und drängen auf die Auslieferung der Top-Managerin. Die Zeichen stehen auf Konfrontation, meinen Kommentatoren und vermuten andere Gründe hinter der Festnahme.
Washington bleibt Erklärungen schuldig
Financial Times setzt sich mit der Außenwirkung der Festnahme Wanzhous auseinander:
„Weil die US-Behörden bei den Vorwürfen gegen Meng bisher Details und Klarheit schuldig geblieben sind, wirkt ihre Festnahme provokant. ... Sie mag mit den US-Sanktionen gegen den Iran zu tun haben. Doch angesichts der weitergehenden Besorgnis rund um die Praktiken von Huawei droht die Festnahme als Ausnutzung US-amerikanischer Macht interpretiert zu werden, um politische und wirtschaftliche Ziele zu erreichen, und nicht als simpler Akt der Strafverfolgung. Peking sieht es zweifelsohne so und könnte ermutigt werden, Vergeltungsmaßnahmen zu beschließen, die den Handelsstreit weiter anheizen.“
Handelskrieg beträfe die gesamte Weltwirtschaft
Die Festnahme von Meng Wanzhou könnte den Handelsstreit zwischen den USA und China gefährlich anheizen, fürchtet der Journalist Iwan Jakowyna in Nowoje Wremja:
„Wenn die USA es wollen, dann können sie ihren Gegnern ziemliche Unannehmlichkeiten bereiten. ... Peking ging an die Decke, weil Huawei Technologies eines der Flaggschiffe der Elektroindustrie Chinas ist. Die Chinesen vermuten, dass die USA auf diese Weise den Wettbewerb verzerren (was ja wahr sein kann, wenn man den Charakter Trumps bedenkt). Außerdem könnte die Festnahme ein weiteres Signal für die Ausweitung des Handelskriegs zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt sein. Ein solcher Krieg zieht unweigerlich die gesamte Weltwirtschaft nach unten.“
Fehlverhalten auf beiden Seiten
Sowohl Trumps Verhalten als auch das des Konzerns Huawei sind kritikwürdig, meint El Periódico de Catalunya:
„Niemand stellt in Frage, dass der chinesische Konzern - wie alle großen Firmen - seine eigenen Regeln durchsetzen will. Das Misstrauen vieler Länder ist dabei sogar gerechtfertigt: Sie fürchten, dass er mit seinen Geräten ein weltweites Spionage-Netzwerk aufbaut. Zweifelhaft ist hingegen Trumps Bereitschaft, die Zugeständnisse zu respektieren, die er auf dem G20-Gipfel gemacht hat. Zweifelhaft ist aber auch der Wille des Konzerns Huawei, den Verdacht auszuräumen, er stehe im Dienste der chinesischen Regierung. Ohne solche Garantien schadet der digitale Kalte Krieg unweigerlich dem Weltwirtschaftswachstum. Und besonders dem Wachstum der ohnehin schon immer schwächeren Schwellenmärkte.“