UN-Gipfel in Kattowitz regelt Klimaschutz
Die Staatengemeinschaft hat sich auf dem UN-Gipfel in Kattowitz auf ein gemeinsames Regelwerk für Klimaschutz geeinigt. Es legt fest, wie die Staaten ihre Emissionen reduzieren und dies gegenseitig überprüfen. Damit wollen sie die vor drei Jahren im Pariser Klimaabkommen beschlossenen Ziele erreichen. Macht die Welt jetzt Ernst mit dem Klimaschutz?
Mogeln wird schwieriger
Der Klimagipfel in Kattowitz hat wichtige Fortschritte in mehreren Bereichen erzielt, lobt The Irish Times:
„Der Gipfel bringt erstmals Transparenz bei der konkreten Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen. Und wenn noch offene Fragen im nächsten Jahr geklärt werden, wird er der Praxis falscher Bilanzierung - dazu zählt etwa die Doppelberechnung von Treibhausgasreduktionen - ein Ende setzen. Darüber hinaus schafften die Delegierten einen schwierigen Balanceakt. Es wurden die Anliegen der kleinsten, ärmsten und am meisten gefährdeten Länder ebenso berücksichtigt, wie jene der Industrieländer, die am meisten zur Klimaerwärmung beitragen, und jene der Schwellenländer, die nicht eine noch größere Last im Kampf gegen den Klimawandel tragen wollen. Außerdem gibt es endlich einen klaren Weg in Richtung greifbarer, anhaltender finanzieller Hilfen für Anpassungssmaßnahmen.“
In der Krise lauert die Chance
Dass ihr das Wasser bis zum Hals steht, könnte die Menschheit endlich aktiv werden lassen, hofft Kevin Buckland, Künstler und Aktivist der Bewegung Global Climate Justice in Krytyka Polityczna:
„Jede Krise, die die Gemeinschaft erschüttert, bricht auch kulturelle Normen und schafft so die Chance, sich neu zu organisieren. Nichts kann mehr das Schiff vorm Untergang retten, aber noch können wir den Untergang verlangsamen. Anstatt zu warten, bis der Kapitän uns einen Platz in einem Rettungsboot zuweist, wäre es an der Zeit, gemeinsam zu entscheiden, wie wir unsere Sonnenliegen zu Rettungsflößen umbauen.“
Die meisten Fragen sind beantwortet
Das Weltklima ist zwar noch nicht gerettet, doch die zähen Verhandlungen haben sich gelohnt, findet der Deutschlandfunk:
„Die Staatengemeinschaft hat erfreulich strikte Regeln verabschiedet für den Klimaschutz: Jedes Land muss künftig seine CO2-Emissionen erfassen und der Welt darüber Rechenschaft ablegen. Und die Industrieländer werden verpflichtet, offenzulegen, ob sie ihre Zusage für die Unterstützung von Entwicklungsländern im Klimaschutz einhalten. Das alles hört sich reichlich technisch an und das ist es auch. Doch die Konferenz hat damit zumindest die meisten Fragen beantwortet, die beim historischen Klimagipfel in Paris offengeblieben waren. Vor drei Jahren wurde mit dem Pariser Abkommen ein Grundgesetz zum Schutz des Klimas beschlossen, jetzt haben wir das Verwaltungsrecht dazu. Das ist ein großer Fortschritt, allein deshalb ist die Konferenz in Kattowitz ein Erfolg.“
Die globale Zusammenarbeit funktioniert
Die Beschlüsse der Konferenz geben aus Sicht von Hospodářské noviny Grund zur Hoffnung:
„Fast keiner teilt mehr die Meinung des früheren tschechischen Präsidenten Václav Klaus, dass man dem Klimawandel 'mit einem Pullover mehr oder einem Pullover weniger' begegnen könne. Es gibt vielmehr einen Willen zu konkreten, auch teuren Maßnahmen. Es bewahrheitete sich auch nicht die vorab geäußerte Befürchtung, dass der aufsteigende Nationalismus in der gegenwärtigen Welt die Bereitschaft zu gemeinsamen Verpflichtungen zur Bekämpfung des Klimawandels verringern werde. Der Geist der globalen Zusammenarbeit ist nicht tot und die Lage nicht hoffnungslos.“
Großer Aufwand, wenige Ergebnisse
Die Konferenz hätte man sich sparen können, schimpft Gazeta Wyborcza:
„Die Delegierten haben zwar Regeln für die Umsetzung des Pariser Abkommens verabschiedet. Sie haben sich darauf geeinigt, dass alle fünf Jahre die Klimaschutzmaßnahmen einzelner Länder überprüft und dokumentiert werden. Aber was ist das schon angesichts des Berichts des Weltklimarats [IPCC], der besagt, dass uns in zwölf Jahren eine Katastrophe erwartet? Ehrlich gesagt, hätte man für so ein Ergebnis nicht 250 Millionen Złoty ausgeben, Kattowitz für zwei Wochen blockieren und Polizisten aus dem ganzen Land dorthin schicken müssen. Man hätte stattdessen auch eine E-Mail mit einem lächelnden Smiley am Ende versenden können.“
Mehr Ehrgeiz ist dringend nötig
Politik und Wirtschaft müssen sich viel stärker für Klimaschutz einsetzen, fordert De Volkskrant:
„Binnen weniger Jahre sind Dringlichkeit und gemeinsame Verantwortung, die den Klimagipfel 2015 von Paris zum Erfolg machten, Nationalismus und Protektionismus gewichen. ... Obwohl weniger entwickelte Länder den Klimawandel angesichts extremer Dürren, Überflutungen und Orkane bereits zu spüren bekommen, stehlen sich sowohl reiche Länder als auch die Industrie aus der Verantwortung. ... Das ist besorgniserregend. Wenn die Politik jetzt keine ehrgeizigeren Ziele formuliert und umsetzt, ist die nächste Gelegenheit erst wieder 2025. Für kommende Generationen ist das zu spät. Aussitzen und Verantwortung vor sich herschieben ist keine Option mehr.“