Globales Massensterben der Insekten
Ein australisches Forscherteam hat 73 Studien zum Artensterben aus der gesamten Welt ausgewertet und kommt zu einem dramatischen Ergebnis: Fast die Hälfte aller Insektenarten geht in rasantem Tempo zurück, so dass in hundert Jahren alle Insekten ausgestorben sein könnten. Wichtigste Ursachen sehen die Wissenschaftler in der intensiven Landwirtschaft und Urbanisierung. Was muss nun getan werden?
Nur Selbstbeschränkung kann den Planeten retten
Das westliche Konsumverhalten muss sich radikal ändern, fordert The Guardian:
„Trotz unserer individuellen oder kollektiven Klugheit handeln wir als Spezies mit so wenig Voraussicht wie eine Kolonie Fadenwürmer, die alles Erreichbare konsumiert, bis nichts mehr da ist und die Kolonie ausstirbt. ... Manche Regierungen haben einige notwendige Schritte gemacht. Die EU hat [die Insektizide] Neonikotinoide verboten. Doch die nötige Veränderung kann es nur dann geben, wenn auch Einzelne handeln. Wir müssen als Individuen unseren Konsum in allen Bereichen einschränken. ... Außerdem müssen wir unsere Essensgewohnheiten ändern. Weniger Fleisch und mehr Bio-Lebensmittel, das ist mehr als nur Pietät. Ein bisschen Selbstbeschränkung in dieser Generation wird für unsere Enkelkinder den entscheidenden Unterschied machen.“
Bienen wichtiger als Zuckerrüben
Schwedische Behörden haben den Zuckerrüben-Produzenten in der Provinz Schonen die Erlaubnis erteilt, das Pflanzenschutzmittel Gaucho WS70, das das Pestizid Imidacloporid enthält, zu verwenden, obwohl dies massiv die Artenvielfalt bedroht. Eine Reihe von Experten fordert die schwedische Regierung in Svenska Dagbladet auf, das Insektensterben endlich wirklich auf die Tagesordnung zu setzen:
„Wenn wir versuchen wollen, das Überleben von Bienen und anderen Bestäubern ernst zu nehmen, müssen wir Maßnahmen ergreifen, um ihnen eine breite Palette von Pflanzen zur Verfügung zu stellen, die nicht mit schädlichen Bekämpfungsmitteln behandelt worden sind. ... Dafür bekommen wir mehr Honig als gesunde Alternative für weißen Zucker und viele Landwirte können dank mehr Bestäubern mehr ernten. Das Amt für den Einsatz von Chemikalien sollte umgehend die Ausnahmegenehmigung für das verbotene Bekämpfungsmittel zurücknehmen.“
Bitten helfen da nicht weiter
Dass die Politik in der Vergangenheit den Artenschutz viel zu zaghaft angegangen ist, erläutert Le Monde an einem Beispiel:
„Die Ohnmacht der öffentlichen Entscheidungsträger angesichts der immensen Bedrohung für die biologische Vielfalt ist gleichermaßen offensichtlich wie unerträglich. Frankreich ist da bei weitem keine Ausnahme. Der 2008 im Rahmen [des von Präsident Sarkozy einberufenen] Umweltgipfels verabschiedete Ecophyto-Plan sah eine Halbierung der Nutzung von Pestiziden innerhalb von zehn Jahren vor - 'sofern möglich', wie vorsichtig präzisiert wurde. Ein ganz klar gescheitertes Vorhaben: Anstatt abzunehmen, legte die Verwendung 2018 um 22 Prozent zu. Der wiederholte Meinungswandel der seitherigen Regierungen zu einem Glyphosatverbot bestätigt diese schuldhafte Blindheit.“
Dramatisierung schadet dem Umweltschutz
Dass die Forscher sich bei der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse auf die Arten fokussierten, bei denen der Rückgang am dramatischsten ist, findet Savon Sanomat nicht hilfreich:
„Wegen dieser Übertreibung fand die Tatsache wenig Beachtung, dass die Populationen so vieler Insektensorten eingebrochen sind. Die Gründe dafür sind Insektengifte, Verstädterung, Zerstörung des Waldes, der Klimawandel und das Verschwinden von Feldrainen und Naturwiesen infolge der Intensivlandwirtschaft. … Um die Natur zu schützen, wünschen sich viele Menschen zuverlässige wissenschaftliche Informationen, wo und wie sie ihren Fußabdruck eventuell verringern können. Natürlich sind alle Fehler in der Wissenschaftsberichterstattung schlecht, aber Übertreibungen sind das schlimmste Gift.“