Was sind die Folgen des Skripal-Anschlags?
Vor einem Jahr wurden der russische Ex-Doppelagent Skripal und seine Tochter im englischen Salisbury mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok vergiftet. Moskau weist bis heute jede Schuld an dem Mordversuch von sich, obwohl russische Agenten nachweislich an dem fraglichen Tag in der Stadt waren. Doch das Gift schädigte nicht nur den Ex-Agenten und seine Tochter, bilanzieren Kommentatoren.
Moskau witzelt nur noch herum
Der Fall Skripal wird von offizieller russischer Seite inzwischen als Lachnummer auf Kosten Großbritanniens präsentiert, um sich selbst aus der Verantwortung zu stehlen, konstatiert Wedomosti:
„Man kann zwar nicht sagen, dass Moskau den Jahrestag nur mit neuen Witzen begeht. Die russische Botschaft in London veröffentlichte unlängst einen Bericht zu dem Fall und seinen Folgen, der auf Unstimmigkeiten der britischen Version des Geschehens von Salisbury hinweist und den nationalen Behörden durchaus ernste Fragen stellt. Doch er ist nur auf Englisch verfügbar. Die Russen daheim unterhält man hingegen weiter vorrangig mit diplomatischem Straßenhumor. ... Die Versuche Moskaus, die Vergiftung zu karnevalisieren, reflektieren das Bemühen, Andersdenkende zu diskreditieren und einer sachdienlichen Diskussion über die Umstände des Falls auszuweichen.“
In Salisbury hat sich Russland selbst vergiftet
Seit dem Fall Skripal hat die russische Führung offenbar das Gefühl, sich alles erlauben zu können, kritisiert Philosophie-Professorin Vera Afanasjewa in einem von newsru.com übernommenen Facebook-Post:
„Seitdem hat man die Rentenreform durchgezogen, die Steuern erhöht, freiheitsbeschränkende Gesetze erlassen - und dies äußerst rücksichtslos, zynisch und ohne Mitgefühl. ... Dieses Jahr ist nicht nur durch Schande, Unverschämtheit und Lüge gekennzeichnet, sondern auch durch Unprofessionalität: Es wurde klar, dass sich in Sachen Berufseignung die russische Elite von der Sowjetführung unterscheidet wie die Tölpel Petrow und Boschirow vom raffinierten [Journalisten und Agenten] Richard Sorge. Das in Salisbury verschüttete Gift hat die letzten Reste von Anstand in unserer Gesellschaft vernichtet.“