Aus für Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank
Deutsche Bank und Commerzbank haben ihre sechswöchigen Fusionsgespräche abgebrochen. Die Hochzeit der beiden angeschlagenen Finanzhäuser berge zu viele Risiken und biete zu wenig Mehrwert, wie die Vorstände mitteilten. Während einige Kommentatoren Angst vor den Konsequenzen für die EU haben, sind andere erleichtert über das Scheitern.
Verheerende Folgen für Europa
Deutschlands Schwachstelle sind seine Banken, was nicht ohne Folgen für die EU ist, klagt Kolumnist Marcello Sorgi in La Stampa:
„Die Unmöglichkeit, die deutsche Bankenschwäche intern durch den Zusammenschluss der beiden größten Banken - Deutsche Bank und Commerzbank, beide gleichermaßen angeschlagen - zu lösen, betrifft ganz Europa. Denn es ist zweifellos einer der Punkte, bei denen die amerikanischen Unterhändler in den laufenden Verhandlungen mit der EU über die Einfuhrzölle ansetzen werden. Das ist ein wichtiger Teil des 'Handelskriegs', der die Welt erschüttert. Es ist kein Zufall, dass nach dem Scheitern des Fusionsprojekts der Euro gegenüber dem Dollar auf den niedrigsten Stand seit etwa zwei Jahren gefallen ist. Die Schwäche des Euro ist in einem immer chaotischer werdenden weltwirtschaftlichen Umfeld sicherlich nicht wünschenswert.“
Gute Nachricht für Deutschland
Erleichtert vom Ende der Fusionsgespräche ist hingegen die Neue Zürcher Zeitung:
„Letztlich sprachen mehr Gründe gegen eine Fusion von Deutschlands grössten Privatbanken als dafür. Insofern ist es gut, dass die Gespräche gescheitert sind. Das gilt umso mehr aus einer makroökonomischen Sicht. Durch den Zusammenschluss hätte sich die 'Too big to fail'-Problematik einmal mehr verschärft. Die Tatsache, dass viele Banken zu gross und zu wichtig sind, um sie untergehen zu lassen, wollte man nach der Finanzkrise vonseiten der Aufsichtsbehörden und der Politik unbedingt ändern. Eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank hätte nicht nur kaum Probleme gelöst, sie wäre genau in die entgegengesetzte Richtung gegangen.“
Finanzminister hat nochmal Glück gehabt
Selbst Bundesfinanzminister Olaf Scholz dürfte am Ende nicht ganz unglücklich darüber sein, dass die Fusion gescheitert ist, glaubt die Frankfurter Rundschau:
„Dieses Projekt hätte ihm politisch wie wirtschaftlich noch richtig schmerzhaft auf die Füße fallen können. Selbst wenn Deutsche Bank und Commerzbank beide gesund und die Unternehmenskulturen und Geschäftsmodelle besser kompatibel gewesen wären ... muss man sich fragen: Wie kann ein sozialdemokratischer Minister ein Vorhaben gezielt vorantreiben, bei dem geschätzt bis zu 30.000 Arbeitsplätze verschwinden würden? Und durch das eine deutlich größere Bank entstehen würde - obgleich doch auch die SPD nach der Finanzkrise geschworen hatte, Banken sollten ob der 'Too-big-to-fail'-Problematik schrumpfen, nicht wachsen?“