Fusion von Fiat Chrysler und PSA – der große Coup?
Fiat Chrysler und Peugeot haben sich auf einen Zusammenschluss geeinigt. Der italienisch-amerikanische Konzern und sein französischer Rivale wollen sich künftig die Kosten für Technologien wie Elektroautos und autonomes Fahren teilen. Unter anderem Paris muss der Fusion noch zustimmen. Europas Presse untersucht die Erfolgsaussichten.
Für beide eine gute Partie
Die Fusion ist in beiderseitigem Interesse, erklärt die Neue Zürcher Zeitung:
„[B]ei der Entwicklung von Hybrid- und Batterie-Elektro-Fahrzeugen sind die Franzosen deutlich weiter ... Hinzu kommt die gegenüber [der Fiat-Chrysler-Holding] FCA deutlich weiter entwickelte Plattform-Modularität, wie sie etwa auch VW erfolgreich betreibt. Auf der anderen Seite ist FCA für Peugeot-Citroën attraktiv, da der französische Konzern bereits fortgeschrittene Pläne zur Lancierung der Marke Peugeot in Nordamerika vorzuweisen hat. Mit den FCA-Werken auf dem amerikanischen Kontinent und dem funktionierenden Händlernetz wäre die perfekte Basis für einen raschen Neustart der französischen Marke in den USA und Kanada vorhanden. Ein weiteres amerikanisches Zückerchen dürfte bei Fiat Chrysler besonders interessieren: Es gibt eine Partnerschaft mit der Alphabet-Tochter Google.“
Die Gunst der Stunde genutzt
Im Gegensatz zum gescheiterten Zusammenschluss mit Renault-Nissan ist die Fusion von Fiat Chrysler mit PSA erfolgversprechend, glaubt Le Figaro:
„Der Zusammenschluss der beiden mittelgroßen Automobilbauer dürfte einen globalen Riesen hervorbringen, der über die notwendige Stärke verfügt, um die Herausforderungen zu bewältigen, die der gewaltige Umbruch des Sektors mit sich bringt. Zudem besteht eine kulturelle Nähe - ein Faktor, der zu oft vernachlässigt wird - zwischen den Protagonisten: Die beiden Familienkonzerne pflegen seit Langem enge Beziehungen ... Nicht zuletzt passen die politischen Rahmenbedingungen: Sowohl die französische als auch die italienische Regierung unterstützen das Vorhaben, und die Gewerkschaften sind zwar auf der Hut, stellen ihm sich aber nicht entgegen.“
Noch bleiben viele Hürden
La Repubblica begrüßt die Fusion, sieht jedoch noch einige Hürden:
„Wird alles reibungslos laufen? Es heißt, eine der Klauseln des Abkommens soll die Verpflichtung enthalten, die Beschäftigtenzahl nicht zu reduzieren. Ein gutes Versprechen, aber nicht einfach zu halten. Der Mega-Konzern wird 400.000 Mitarbeiter auf der ganzen Welt haben. Um ihnen allen Arbeit zu garantieren, muss man viel mehr Autos verkaufen als heute gebaut werden. ... Und wenn Paris interventionistisch agiert, indem es Garantien für die französischen Werke fordert, wird die italienische Regierung folgen? ... Detroit, Paris und Turin [wären] die viertgrößte Autogruppe der Welt. In der Lage, bei der kommenden Revolution des elektrischen Autos mitzubestimmen.“
Die Zeit spielt gegen den neuen Konzern
Für die Süddeutsche Zeitung ist der Zusammenschluss alles andere als überzeugend:
„Fiat Chrysler ist bei den Themen Elektrifizierung und Mobilität noch weiter hintendran, als die deutschen Hersteller es lange waren. … Durch eine Kooperation mit dem PSA-Konzern, der weiter ist, könnte man Know-how gewinnen. Doch das große Problem ist: Dafür bliebe bei so einem Zusammenschluss erst mal keine Zeit und Energie. Bevor auch nur ein gemeinsames E-Auto vom Band rollt, müssen etliche Entscheidungen getroffen werden: Welche Werke sollen bleiben, welche nicht? Wo bündelt man die zukunftsfähigen Bereiche? … Der geplante Zusammenschluss mit Renault scheiterte im Ansatz, vermutlich auch an solchen Fragen.“