Streit auf Zypern über Checkpoint-Schließung
Vor zehn Tagen hat die Republik Zypern vier Kontrollposten zum Norden geschlossen. Die Regierung in Nikosia erklärte, sie wolle damit die Bürger vor dem Coronavirus schützen. Am heutigen Dienstag soll der Ministerrat entscheiden, ob die Posten wieder geöffnet werden. Die Schließung hatte Proteste auf zyperntürkischer und zyperngriechischer Seite ausgelöst. Was steckt wirklich hinter der Schließung?
Anastasiadis macht es der EU nach
Der Schutz vor Infektion ist eine faule Ausrede, meint Kolumnist Şener Levent in der Tageszeitung Politis:
„Der Präsident der Republik Zyperns Anastasiadis hat die Zündschnur angezündet. Und er konnte nicht einmal erklären, warum er es getan hat. Erst schob er es auf das Coronavirus. Dann sagte er, dass die Ankunft von Flüchtlingen aus Nordzypern der Grund sei. Meiner Meinung nach sind die Flüchtlinge der Hauptgrund. Das heißt, er war nicht in der Lage zu sagen: 'Die Türkei hat ihre Türen geöffnet, der Norden ist in den Händen der Türkei und deshalb haben wir unsere Türen wie ganz Europa geschlossen'. Warum hat die Europäische Union bis jetzt zur Schließung der Kontrollpunkte in Zypern geschwiegen? Sie hat nichts zu sagen, weil auch sie ihre Türen fest geschlossen hält.“
Weder Schließung noch Öffnung sinnvoll
Jedwede Entscheidung des Kabinetts wird umstritten sein, erklärt Cyprus Mail:
„Insbesondere jetzt, wo wir die ersten bestätigten Coronavirus-Fälle haben. Wenn es entscheidet, dass die Kontrollpunkte wieder geöffnet werden, wird die Entscheidung von vor zehn Tagen völlig absurd erscheinen, wenn man bedenkt, dass die angeblichen Gründe - um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern - noch vorhanden sind. ... Außerdem hat ihre Schließung den Ausbruch des Virus nicht verhindert. Wenn sie geschlossen bleiben, wird die Regierung stärker unter politischen Druck gesetzt, insbesondere nach den Vorfällen der letzten beiden Wochenenden, als es [am Checkpoint] in der Ledrastraße zu Schlägereien zwischen Polizei und Demonstranten kam.“