Kommt mit der Pandemie die Verkehrswende?
Die Corona-Krise hat massive Auswirkungen auf den Verkehr. Flugzeuge bleiben am Boden, Bus und Bahn kämpfen mit Einbrüchen der Passagierzahlen, während sich Auto und Rad großer Beliebtheit erfreuen. Kommentatoren überlegen, welche Transportmittel am Ende zu den Gewinnern gehören werden und ob mit der Krise auch die Verkehrswende gelingen kann.
Virensicher unterwegs im Pkw
Das Auto steht vor einem Comeback, glaubt Kolumnist Amid Faljaoui in Trends-Tendances:
„Lockerungen bedeuten noch nicht das Ende der Schutzmaßnahmen und vor allem des Social Distancing. Logischerweise könnte das Auto demnach (abermals) zum beliebtesten Verkehrsmittel werden. … Es hat den Vorteil, dass man anderen Personen nicht, so wie in öffentlichen Verkehrsmitteln, zu nahe kommt. Deshalb könnte die 'Autosolation' - das Alleine-im-Auto-Fahren - zu einer sanitären Geste an sich werden. Selbst die Mobilität mit dem Share-Bike oder -Roller droht darunter zu leiden, dass sie auf dem Konzept des Teilens basiert: Die Leute werden zu Recht oder zu Unrecht den Eindruck haben, sich unnötigen Risiken auszusetzen.“
Radfahr-Boom durch Covid-19
Ein anderes Verkehrsmittel im Auftrieb sieht Libération:
„Das Fahrrad bietet sich als ernsthafte Alternative an zur Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln - Metro, Bus oder Tram -, wo Social Distancing unmöglich ist. ... In Frankreich haben Städte, Regionen und Départements, ermutigt vom Staat, vielerorts bereits Pläne erarbeitet - oder sind dabei -, um die Radwegkilometer zu vervielfachen und vorübergehende Maßnahmen zu ersinnen, die das Leben der Radel-Pendler vereinfachen. Die Vereine, die sich seit Jahren für die verstärkte Nutzung des Fahrrads einsetzen, trauen ihren Augen kaum: Innerhalb weniger Wochen wird ein verfluchtes Virus vermutlich mehr erreicht haben als zehn Jahre unaufhörlicher Umweltaktivismus! Dabei wird das Radfahren auch zur Eindämmung der Luftverschmutzung beitragen, die ihrerseits unter Verdacht steht, die gesundheitlichen Folgen von Covid-19 zu verschlimmern.“
Aus Park-Raum wieder Lebens-Raum machen
Bei der Umgestaltung des Verkehrs müssen die Städte unbedingt über den Zeitraum der Pandemie hinausdenken, drängt Falter:
„Weg vom Auto, hin zu den Menschen. … Dass Städte primär Lebens- und nicht Park-Raum sein sollen, ist keine neue Erkenntnis - Corona aber zeigt jahrzehntelange Versäumnisse nun auf. ... Wenn - wie in Wien - zwei Drittel aller Verkehrsflächen dem Auto gehören, aber fast 40 Prozent der Gehsteige (1500 km) so schmal sind, dass zwei Menschen nicht wirklich 'Corona-sicher' aneinander vorbeikommen, wird sogar der Alltag strafbar. Die Stadt für Menschen zurückzuerschließen ist nicht bloß eine Corona-Challenge: Was in den kommenden Jahren an klimatischer Unbill ansteht, ist mit Covid-19 gleichwertig. Zumindest. Urbane Antworten sind dringend gefragt.“