Afrika: Pandemie-Katastrophe lässt auf sich warten
Schwache Gesundheitssysteme, riesige Slums, fehlende Infrastruktur: All diese Faktoren würden die Corona-Pandemie in Afrika explodieren lassen, so hatten es Experten befürchtet. Bisher aber gibt es wenig Infizierte und noch weniger Tote, eine deutliche Übersterblichkeit als Hinweis auf eine hohe Dunkelziffer fehlt. Kommentatoren sehen ein klares Zeichen für verkannte Stärke.
Ein guter Grund, stolz zu sein
Das auf Madagaskar entwickelte Heilmittel Covid-Organics aus heimischen Pflanzen wird trotz Warnungen der WHO bereits in mehreren Ländern Afrikas eingesetzt. Tidiane Diouwara vom Verein Cipina zur Aufwertung des afrikanischen Images freut sich in Le Temps:
„Dieses typische 'Made in Africa'-Produkt, das eine ernsthafte Bedrohung für die internationalen Pharmamultis darstellt, sorgt für Aufruhr in den sozialen Medien. Die Afrikaner sehen das Mittel als Beweis für ihre Innovationsfähigkeit. ... Das gibt dem Kontinent einen lange vom Westen verhöhnten Stolz zurück. Entgegen der üblichen Klischees steht Afrika eine glänzende Zukunft bevor: Mit einem Durchschnittsalter von 20 Jahren, nur 1,3 Prozent der weltweiten Covid-19-Infektionsfälle und einer immer besser ausgebildeten Wissenschaftsgemeinschaft haben die Menschen allen Grund, an ihren Kontinent zu glauben.“
Europa ein Stück voraus
Wir müssen endlich unsere Vorstellung von Afrika korrigieren, drängt Autorin Rokhaya Diallo in Slate:
„Vielleicht ist es an der Zeit, den Gedanken zu akzeptieren, dass auf diesem Kontinent viele aufgeklärte Menschen leben, die fähig sind, wirkungsvolle Entscheidungen zu treffen, während die westlichen Länder sich als verantwortungslos erwiesen haben. Die Afrikanerinnen und Afrikaner haben Know-how entwickelt, das andere Länder imitieren könnten, und diese Krise ist eine Gelegenheit, den politischen Instrumenten den Vorzug zu geben, die man sich selber ausgedacht hat, und die die eigene Situation berücksichtigen. Afrika, entschlossen, 'allein auf die Beine zu kommen', könnte so einen Paradigmenwechsel durchsetzen hin zu einer Wahrnehmung als Kontinent, der alles hat, um als Inspirationsquelle zu dienen.“