Wie hart trifft Covid-19 die Südhalbkugel?
Bisher sind die Länder Afrikas und Südamerikas von der Corona-Pandemie deutlich weniger stark betroffen als der wohlhabende Norden. So gab es bis zum gestrigen Dienstag in ganz Afrika lediglich rund 350 erfasste Infektionen. Einen möglichen Grund dafür sehen Experten in der während und nach der Ebola-Epidemie von 2014 aufgebauten Infrastruktur. Kommentatoren machen sich dennoch Sorgen.
Das Letzte, was Nigeria jetzt gebrauchen kann
Das afrikanische Land kämpft bereits mit einer Vielzahl anderer großer Probleme, ruft ThisDay in Erinnerung:
„Es ist bemerkenswert, dass die nigerianischen Behörden bereits Maßnahmen ergriffen haben, um sicherzustellen, dass der Ausbruch nicht zu einer weiteren Krise der öffentlichen Gesundheit in einem Land führt, das mit unzähligen Herausforderungen zu kämpfen hat. Dazu zählen Unsicherheit, Armut und natürlich die Lassa-Fieber-Epidemie, die in den vergangenen Wochen zahlreiche Menschen das Leben gekostet hat. ... Sollte sich der Coronavirus-Ausbruch von den beiden Regionen Lagos und Ogun rasant in andere Landesteile ausbreiten, die nicht in der Lage sind, solche Notfälle zu bewältigen, dann wird die stolze Behauptung, Nigeria habe 2014 als erster betroffener Staat Ebola erfolgreich eingedämmt, bedeutungslos werden.“
Offene Türen für den Erreger
Polityka sieht afrikanische Länder gleich in mehrfacher Hinsicht besonders gefährdet, sollte die Pandemie sich auch dort weiter ausbreiten:
„Im Kongo sucht man nach Infizierten, indem man Reisende an Flughäfen beobachtet. Diese Methode bringt jedoch wie in anderen Teilen der Welt nur magere Ergebnisse. Das wirft ernsthafte Bedenken auf, dass sich das Virus in afrikanischen Ländern ungehindert verbreiten wird. Umso alarmierender ist dabei, dass Millionen von Afrikanern ohnehin durch weit verbreitete Krankheiten einen geschwächten Körper haben, etwa weil sie an Aids, Tuberkulose, oder Malaria erkrankt sind. Hinzu kommt noch der schlechte Zustand der Gesundheitssysteme. ... Diese sind möglicherweise nicht einmal dazu in der Lage, den Patienten mit den schlimmsten Symptomen einer Coronavirus-Infektion zu helfen.“
Es droht eine soziale Explosion
Ärmere Staaten können nicht einfach die in Asien und Europa erprobten Maßnahmen übernehmen, fürchtet der Tages-Anzeiger:
„[E]inen Sicherheitsabstand zu wahren und sich häufig die Hände zu waschen, ist in den engen, verstopften, staubigen Elendsvierteln der sogenannten Dritten Welt, zumal in jenen ohne fliessend Wasser, reines Wunschdenken. Eine medizinische Versorgung, die diesen Namen verdient, gibt es in vielen armen Ländern nur für jene, die sie bezahlen können. ... Mehr als 40 Prozent der brasilianischen Werktätigen arbeiten im informellen Sektor, haben also keine Arbeitsverträge, kein Krankentaggeld, keine Arbeitslosenunterstützung. ... [D]ie grösste Gefahr, die vom Coronavirus ausgeht, [besteht] in einer sozialen Explosion auf der Südhalbkugel.“