Estland - Grenze für Gastarbeiter geöffnet
Am Montag hat die estnische Regierung nach langen Verhandlungen entschieden, die Einreisebestimmungen für Gastarbeiter zu lockern. Vor allem die Landwirtschaft leidet in Folge der Beschränkungen im Zuge von Covid-19 unter Arbeitskraftmangel, was für die Erdbeerernte im Juni verheerende Folgen hatte. Andere Länder stehen vor ähnlichen Herausforderungen.
Die Rechte wahrt ihr Gesicht
Postimees analysiert, wieso die EKRE-Partei einer Grenzöffnung nun doch zustimmen konnte:
„Dieser Kompromiss wäre für EKRE eine deutliche Abweichung von den eigenen Grundsätzen gewesen, wenn er nicht durch neue, strengere Begrenzungen für ausländische Studierende abgemildert worden wäre – und dem zusätzlichen Versprechen, dass im Herbst das Ausländergesetz noch härter wird. Für konservative Wähler ist die Frage der ausländischen Studenten sicher wichtig. Die Begrenzungen kann EKRE ihren Wählern als Erfolg präsentieren, der beweist, dass sie von ihren Grundsätzen nicht abweicht.“
Erdbeeren für den Regierungsfrieden geopfert
Für Õhtuleht kommt die Einigung allerdings viel zu spät:
„Es ist voreilig, von der Lösung der Arbeitskraftkrise zu reden. ... Der Schaden ist bereits Tatsache, wenn man an die zig Tonnen verrotteter Erdbeeren denkt, für die es nicht rechtzeitig Erntehelfer gab. Wenn die Koalition nun feststellt, dass sogar der Ukrainer aus einem Land mit höherer Infektionsrate nach zweiwöchiger Quarantäne keine Gefahr mehr darstellt, dann muss man sich fragen, wie sich die Situation von Anfang Juni unterscheidet, als es höchste Zeit gewesen wäre, Erdbeerpflücker ins Land zu lassen. Kann man in der jüngsten Entscheidung der Regierung ein Geständnis sehen, dass die Sturheit eines Koalitionspartners ein wichtigeres Argument ist als die Volksgesundheit und Wiederbelebung der Wirtschaft?“
Finnische Beerenbranche braucht andere Lösung
Dass die Beerenernte auch in Finnland von ausländischen Arbeitskräften abhängt, sollte sich ändern, findet Lapin Kansa:
„Bis Freitag klärt sich, ob thailändische Pflücker kommen oder ob für sie dieser Sommer in Finnland wegen Corona ausfällt. Die Zeit drängt, denn Moltebeeren und Heidelbeeren sind bald reif. Sollten keine ausländischen Pflücker kommen, bliebe die Beerenbranche vollständig ohne heimische Beeren. … Ohne Beeren geraten viele Unternehmen in Schwierigkeiten. … Die Corona-Pandemie hat viele Schwächen unserer Gesellschaft aufgezeigt. Eine davon ist die totale Abhängigkeit der heimischen Beerenbranche von ausländischen Pflückern. Nach dem Sommer wird man sehen, ob sich dieses grundlegende Problem dauerhaft lösen lässt oder wir auch künftig mit der Unsicherheit leben müssen.“