Spaniens Arbeitsmarkt bricht ein - was nun?
Mehr als eine Millionen Menschen haben in Spanien im zweiten Quartal ihren Job verloren – der schlimmste Einbruch, den es je auf dem spanischen Arbeitsmarkt gab. Hinzu kommt eine unüberschaubar große Masse an Angestellten in Kurzarbeit und Freiberuflern, die fast ohne Aufträge dastehen. Spanische Medien fordern, die Wiederaufbau-Gelder der EU so einzusetzen, dass der Arbeitsmarkt weniger verwundbar wird.
Viel zu abhängig vom Strandtourismus
Die Zahlen zeigen auch, dass Spanien dringend seine Wirtschaft diversifizieren muss, mahnt El Periódico de Catalunya:
„Die zögerlich anlaufende Urlaubssaison, die durch Länder wie Großbritannien, Frankreich oder Deutschland mit Reisewarnungen torpediert wird, lässt Zweifel an der Zukunft des spanischen Arbeitsmarkts aufkommen. Der massive Schaden durch die Stornierungen der Urlauber offenbart die zu starke Abhängigkeit vom Strandtourismus. Jetzt besteht die Chance, dieses Ungleichgewicht zu korrigieren, indem man die Gelder aus dem europäischen Aufbauplan in ein effizienteres Wirtschaftsmodell investiert. Das ist allerdings eine langfristige Herausforderung - während der abrupte Verlust von Arbeitsplätzen zu Sofortmaßnahmen in Form von öffentlichen Hilfen zwingt.“
Bloß nicht noch mehr prekäre Jobs
Spanien braucht nun stabilere Arbeitsplätze in weniger anfälligen Branchen, drängt El País:
„Seit Jahrzehnten will man die Zweiteilung des Arbeitsmarkts [in gesicherte, relativ gut bezahlte Stellen und neu entstehende, häufig prekäre Jobs] überwinden. Doch bisher waren das nichts als leere Worte. Die EU-Gelder sollten den Beginn einer neuen Politik darstellen. Die Investitionen müssen erhöht und die Bedingungen der Arbeitsverträge gleichzeitig genau geprüft werden. Man muss Stimuli für neue Jobs setzen und gleichzeitig die Kontrollen gegen Ausbeutung am Arbeitsplatz verstärken. Priorität beim Wiederaufbau sollte sein, zusätzliche und sicherere Stellen in Branchen mit höherer Produktivität zu schaffen.“