Spaniens Altkönig Juan Carlos verlässt das Land
Spaniens Ex-Monarch Juan Carlos I. hat das Land offenbar verlassen und will künftig woanders leben. Das geht aus einem Brief an seinen Sohn und aktuellen König Felipe VI. hervor, den das Königshaus veröffentlichte. Juan Carlos, gegen den wegen der Annahme von Schmiergeldern aus Saudi-Arabien ermittelt wird, stehe der Justiz aber weiter zur Verfügung, so sein Anwalt. Was bedeutet der Rückzug?
Bärendienst für die Demokratie
In dem Brief an seinen Sohn schreibt Juan Carlos, dass er stets "das Beste für das Land und für die Krone" wollte. Mit dem Verlassen des Landes tut er allerdings niemandem einen Gefallen, konstatiert El Periódico de Catalunya:
„Er tut es, um das Ansehen der Monarchie zu wahren, aber der Umstand, dass er dafür diese Art von Exil wählt, dient weder diesem Zweck, noch hilft es dem aktuellen Monarchen beim Überwinden der Krise. Korrekt wäre es gewesen, den königlichen Zarzuela-Palast zu verlassen, sich aber gleichzeitig in den Dienst der Justiz zu stellen. ... Mit dem Auszug aus dem Palast erweist er der Monarchie und der Demokratie einen letzten Dienst. Der Wegzug ins Exil macht daraus einen Bärendienst.“
Trauriges Ende des großen Übergangskönigs
Die Position von Juan Carlos wurde zuletzt schlicht unhaltbar, stellt De Telegraaf fest:
„Die Frau, die zum Nagel an Juan Carlos' Sarg werden könnte, ist seine Ex-Geliebte: die deutsche Geschäftsfrau Corinna Larssen, die vom Gericht aufgerufen wird, gegen ihn auszusagen. Corinna enthüllte überhaupt erst die Existenz der Bestechungsgelder. ... Das ist nur ein Teil eines endlosen Stroms schmutziger Berichte, die über den König die Runde machen. ... Jetzt scheint das traurige Ende des Mannes gekommen zu sein, der einst zwar von Franco auf den Thron gesetzt worden war, aber der Spanien danach doch beispielhaft auf dem Weg zur Demokratie begleitete.“
Corona überwinden statt über Krone streiten
Spanien hat zur Zeit Wichtigeres zu tun, als über eine Abschaffung des Königshauses zu diskutieren, findet El País:
„Wer jetzt den Umstand ausnutzt, dass Juan Carlos I. in Ungnade gefallen ist, um die Debatte über die Monarchie anzuheizen, sollte sich fragen, ob die an sich legitime Forderung nach einer Republik momentan über den gesellschaftlichen und parlamentarischen Konsens verfügt, um in eine Verfassungsreform zu münden. Die Zahlen sprechen dagegen. Es wäre deswegen verantwortungslos, eine institutionelle Krise zu einem Zeitpunkt heraufzubeschwören, in dem das Land Stabilität benötigt und alle Kräfte bündeln sollte, um gegen die bereits hereinbrechende schwere Wirtschaftskrise und die noch nicht vorübergezogene Gesundheitskrise zu kämpfen.“