Heißt es bald "Nur für Geimpfte"?
In der Diskussion um die richtige Impfstrategie mehren sich Einschätzungen, dass Corona-Geimpfte gewisse Vorteile erhalten könnten - etwa in Sachen Reisen, beim Zugang zu bestimmten Einrichtungen oder am Arbeitsplatz. Teils hofft die Politik, so die Bevölkerung umzustimmen, deren Impfbereitschaft für das erhoffte Ziel einer Herdenimmunität in vielen Ländern nicht ausreicht.
Keine Klassengesellschaft nach Gutdünken!
Das Handelsblatt verbittet sich derlei Überlegungen:
„Alles, was in diese Richtung zielt, ist wie eine Impfpflicht durch die Hintertür. Allerdings wäre sie verbunden mit einem Wildwuchs willkürlicher Entscheidungen von Personen, die nichts dazu legitimiert. Jede Verkehrsgesellschaft könnte frei nach Gusto Menschen von der Beförderung ausschließen. Jedes Amt, jedes Kino, jede Sportstätte könnte ihnen den Zugang verwehren. Der Arbeitsmarkt würde gespalten in Menschen mit und ohne Impfung. Selbstverständlich würden die Ausgegliederten dagegen klagen. Voraussichtlich würden sie in vielen Fällen recht bekommen. ... Glücklicherweise ist das so. Eine Demokratie kann nicht Einzelpersonen oder Institutionen die Entscheidung überlassen, wer unbedenklich ist und wer nicht.“
Spätestens beim Reisen werden wir klein beigeben
Der Tages-Anzeiger setzt auf Aufklärung - und glaubt zu wissen, wann die Skepsis vieler Menschen weichen wird:
„[F]ür die sorgsame Prüfung der Impfstoffe müssen sich die unabhängigen Experten in den Zulassungsbehörden die nötige Zeit nehmen. Und diese Zeit müssen unsere Gesundheitsexperten nutzen, um die Bevölkerung von den Vorteilen der Impfung zu überzeugen. ... Für dies[e] haben übrigens Freiwillige hauptsächlich in den USA, Brasilien und Argentinien ihren Arm hingehalten. ... Sie schätzten die Chance, durch den Impfstoff geschützt zu sein, grösser ein als das Risiko, Nebenwirkungen zu bekommen. Und wir? Spätestens wenn beliebte Reiseländer statt eines negativen Corona-Tests eine Corona-Impfung fordern, könnte sich die Akzeptanz schnell ändern.“
Risiko-Minimierung, nicht Diskriminierung
The Times hingegen findet es gut, dass die britische Regierung Unternehmen unterstützen will, die von Kunden einen Impfnachweis verlangen:
„Solche Regeln als Diskriminierung zu bezeichnen, wie es einige Aktivisten vorschnell tun, ist kindisch. Wenn ein Impfstoff tatsächlich die Übertragung des Virus erschwert, wäre es weitaus illiberaler, Geschäftsinhaber zu zwingen, sich selbst, ihre Mitarbeiter und ihre anderen Kunden einem Risiko auszusetzen. … Viele afrikanische Länder lassen Reisende nur dann ins Land, wenn diese Gelbfieber-Impfbescheinigungen vorweisen können. Es ist wahrscheinlich, dass viele Länder, darunter Großbritannien, bei Covid-19 ähnlich vorgehen werden. Fluggesellschaften werden möglicherweise zu den ersten Unternehmen zählen, die einen Impfnachweis verlangen.“