Stress und Einsamkeit: Jugendliche in der Pandemie
"Schau nicht zu viel fern, sonst bekommst Du viereckige Augen!" Wer in den 1980er oder 1990er Jahren aufgewachsen ist, kennt diese Warnungen von Eltern oder anderen wohlmeinenden Erwachsenen. Doch was ist mit den heutigen Jugendlichen, die wegen Kontaktbeschränkungen, Homeschooling und fehlenden Freizeitangeboten ihre Zeit fast ausschließlich vor Bildschirmen verbringen? Kommentatoren sorgen sich.
Hinter Aggressivität versteckt sich Angst
Jugendliche leiden besonders unter den Folgen der Pandemie, beobachtet Avvenire:
„Studien in verschiedenen Ländern zeigen, dass fast jeder dritte Jugendliche während des ersten Lockdown unter mäßigen oder schweren Zuständen von Stress und Angst, negativen Stimmungen bis hin zu Depressionen und Gefühlen des Verlassenseins sowie psychosomatischen Störungen litt. Verschiedene Analysen berichten auch über eine Zunahme von aggressivem, oppositionellem und übergriffigem Verhalten. Dazu tragen viele Faktoren bei. Auf individueller Ebene die Einschränkungen der Interaktion mit Gleichaltrigen, innerhalb und außerhalb der Schule, der körperlichen Aktivität, der Nutzung von Freiräumen, der Erfahrung, sich mit der Außenwelt zu messen. Hinzu kommt das Klima in den Familien, das sich in vielen Fällen seit März 2020 verschlechtert hat.“
Leben ist auf Größe eines Bildschirms geschrumpft
Dass junge Menschen derzeit fast ausschließlich in einer virtuellen Welt leben, beklagt The Times:
„Wenn Kinder gezwungen sind, jeden Tag Stunden vor einem Laptop zu verbringen, besteht die Gefahr, dass eine isolierte, einsame und egozentrische Generation heranwächst. ... Die Wiedereröffnung von Schulen muss Priorität haben. Wenn es dazu kommt, müssen wir die Jungen aus der virtuellen Welt herauslocken und sie zu einer Rückkehr in die Realität ermutigen. Wir werden das nicht schaffen, indem wir ihnen mit Warnungen vor den Gefahren des Internets Angst machen. Stattdessen sollten wir ihnen zeigen, dass selbst in den banalsten Aspekten des Alltagslebens mehr Potenzial und Interessantes steckt, als es ein online gelebtes Leben jemals bieten könnte.“
Abitur absagen!
Digitaler Unterricht ist keine adäquate Vorbereitung auf Abschlussprüfungen, kritisiert der Abiturient Dániel Gyenge in Azonnali:
„Trotz der Möglichkeiten, die die digitalen Mittel uns bieten, und aller Empathie der Pädagogen scheint es für mich eine unmögliche Mission, mich auf diese spezielle Lage vollständig umzustellen. Psychisch hat mich die digitale Bildung enorm zerrüttet. ... Es hätte katastrophale Folgen, wenn wir uns mit digitalem Unterricht durch eine traditionelle Abiturprüfung durchkämpfen müssten. ... Als Abiturient bin ich der Meinung, dass die Regierung die Abiturprüfungen im Frühling canceln sollte, oder verschieben, bis man sich sicher auf sie vorbereiten kann.“