Not in Flüchtlingscamps: Wer trägt Verantwortung?
Von Nordsyrien über die Türkei bis zu den griechischen Ägäis-Inseln und Bosnien: Millionen Geflüchtete müssen in diesen Monaten inmitten der Pandemie bei klirrender Kälte unter katastrophalen Umständen in Camps oder im Freien überleben. Journalisten erheben deshalb scharfe Vorwürfe gegen die EU und drängen Leser, jetzt Solidarität zu zeigen.
EU setzt auf Abschreckung bis zum Tod
Zynisches Kalkül werfen der EU Soziologe Jean Ziegler und Grünen-Politiker Ilias Panchard in einem Gastkommentar für den Tages-Anzeiger vor:
„Die Mehrzahl der vom UNO-Hochkommissariat installierten Zelte sind Sommerzelte ohne Bodenbelag und Heizung. Es gibt kein fliessendes Wasser. Das Essen, das nur einmal am Tag verteilt wird, ist oft ungeniessbar. ... Auf den griechischen Ägäis-Inseln praktiziert von der Leyen eine Strategie der Abschreckung bis zum Tod. Sie soll die gepeinigten Menschen davon abhalten, ihre von Krieg, Folter und Zerstörung verwüsteten Heimatländer zu verlassen. ... Menschenrechte sind eine Zivilisationserrungenschaft. ... Sie können weder quantifiziert noch eingeschränkt noch selektiv angewendet werden. ... Die offiziellen und inoffiziellen Lager müssen fristlos evakuiert werden.“
Spenden ist jetzt unsere Pflicht
Die USA hatten unter Trump ihre Hilfen für das Uno-Flüchtlingshilfswerk drastisch gekürzt, erinnert Yeni Akit:
„Zudem hat das Hilfswerk große Schwierigkeiten, die von anderen Staaten versprochenen Hilfsmittel einzutreiben. Es ist deshalb weit davon entfernt, auch nur die Grundversorgung in den Flüchtlingslagern sicherstellen zu können. Um die Probleme zu überwinden und insbesondere im Winter die dortigen Lebensbedingungen zu verbessern, treten meist humanitäre Hilfsorganisationen in Aktion. Das Potential dieser Organisationen basiert vollkommen auf den freiwilligen Spenden und Hilfen gutgestellter Menschen. Die Corona-Pandemie hat die Weltwirtschaft ernsthaft erschüttert und dadurch auch viele Hilfsprogramme beeinträchtigt. Doch in Anbetracht der Lebensbedingungen in den Flüchtlingslagern ist es unsere Pflicht und ein Gebot der Solidarität, hier die eigenen Mittel auszuschöpfen.“