Soll die EU Sputnik V bestellen?
Die deutsche Bundesregierung hat Vorgespräche für eine Bestellung des russischen Corona-Impfstoffs durch die EU angeregt. Sputnik V sei zwar noch nicht von der Europäischen Arzneimittelbehörde Ema zugelassen, aber man habe auch bei den anderen Impfstoffen schon vorher Gespräche geführt. Kommentatoren unterstützen die Initiative und fordern, ideologische Differenzen beiseite zu lassen.
Reichlich Argumente für einen Kauf
Das Handelsblatt unterstützt das Vorgehen:
„Erstens: Die Sputnik-V-Beschaffung würde die zwischen der EU und Russland verhärteten Fronten entspannen. Moskau und seine politischen Verbündeten in Europa - von AfD und Linken im Bundestag bis hin zu Marine Le Pen in Frankreich oder Viktor Orbán in Ungarn - könnten nicht mehr behaupten, die EU sei russlandfeindlich. Zweitens lassen sich mit Sputnik V vielleicht viele Menschen impfen, die vom Putin-Virus angesteckt sind und quasi querdenkend dem Kremlherrn mehr glauben als europäischen Politikern. ... Dass Russland wissenschaftlich zu großen medizinischen Erfolgen fähig ist, ist schon seit Sowjetzeiten bewiesen: Da konnte die DDR mit sowjetischem Impfstoff Polio früher ausrotten als die Bundesrepublik. Und drittens gilt im Kampf gegen eine Pandemie: Alles einsetzen, was hilft.“
Denkmuster aus dem Kalten Krieg
Für Duma ist es bezeichnend, dass die EU sich nicht längst um russischen Impfstoff gekümmert hat:
„Die Geschichte mit Sputnik V hat die Grenzen des rationalen Verhaltens längst verlassen, weil sie der Logik des neuen Kalten Krieges unterliegt. Diese Logik gebietet, dass Russland auf allen möglichen Ebenen bekämpft werden muss. Wer die Hilfe des Feindes annimmt, seine Arzneien, Technologien und Ideen, hat verloren. … Die Angst der EU vor einem Gesichtsverlust, wenn sie in der jetzigen Situation auf Impfstoffen aus sogenannten feindlichen Ländern zurückgreifen muss, ist verständlich, aber das menschliche Leben darf nicht zur Geisel einer solchen Engstirnigkeit werden.“