Niederlande: Trauer um Reporter de Vries
Der Journalist und Kriminalreporter Peter R. de Vries ist am Donnerstag an seinen schweren Verletzungen gestorben. Er war vergangene Woche in Amsterdam Opfer eines Anschlags geworden. Als Auftraggeber wird die organisierte Kriminalität vermutet. Premier Mark Rutte sowie viele Politiker und Kollegen sprachen ihr Beileid und ihre Erschütterung aus. Am Anschlagsort legten Menschen Blumen nieder.
Wer wagt jetzt noch den Kampf?
De Vries' Haltung muss jetzt institutionalisiert werden, fordert Volkskrant-Kolumnistin Ibtihal Jadib:
„Wir haben in den Niederlanden jemanden verloren, der unermüdlich gegen Unrecht kämpfte und sich dabei von nichts oder niemanden einschüchtern ließ. Über seine Entscheidung, dem Kronzeugen im Marengo-Prozess [gegen eine Drogenbande] beizustehen, sagte De Vries: 'Ich finde, dass man in so einem Moment aufstehen und Rückgrat beweisen muss und nicht vor dem Terror in die Knie gehen darf.' Nun stellt sich die Frage: Wer traut sich jetzt noch, so unerschrocken zu sein wie Peter R. de Vries? Die Antwort sollte man nicht nur bei einer Person suchen. Das organisierte Verbrechen erfordert eine organisierte Reaktion. Die Unerbittlichkeit dieses einen Mannes sollte uns inspirieren.“
Drogenkonsumenten haben Mitverantwortung
Die mangelnde Ausstattung der Behörden im Kampf gegen die Mafia ist nicht das einzige Problem, meint die Süddeutsche Zeitung:
„Natürlich mag man beklagen, dass es kein grenzüberschreitendes Europäisches Kriminalamt gibt und dass das amerikanische FBI 50-mal so viel Geld hat wie Europol; darauf weisen in Brüssel die Grünen hin. Stark ist die organisierte Kriminalität, weil die Behörden nicht mithalten können, schon richtig. Sie ist dies aber auch deshalb, weil sie von jedem Kunden einer Zwangsprostituierten und von jeder Kokserin genährt wird. Kein Business ist so weit von Fair Trade entfernt wie das der Drogen. Jeder Konsument hat vielleicht nur ein Millionstel Anteil an der Ermordung von de Vries; es ist ein Millionstel zu viel.“