Uno-Vollversammlung: Neuer Klima-Ehrgeiz?
Die 76. Generalversammlung der Vereinten Nationen dauert noch bis Freitag, aber das beherrschende Thema steht schon fest: Der Kampf fürs Klima. Generalsekretär Guterres mahnte am Dienstag, die Welt stehe am Abgrund - dann folgten die Ankündigungen: China will keine Kohlekraftwerke mehr im Ausland bauen und die Türkei dem Pariser Abkommen beitreten. Alles zu begrüßen, aber zu wenig, meinen Kommentatoren.
Wichtiges Signal aus Peking
Hinter Chinas Plänen stecken erst einmal wirtschaftliche Überlegungen, stellt Der Tagesspiegel klar:
„Kohlekraftwerke schreiben inzwischen fast überall rote Zahlen. Und auch in China überlegen Banken bereits öffentlich, aus dem Kohlegeschäft auszusteigen. ... Tatsächlich darf die Ankündigung Xis nicht überbewertet werden. Er hat keine neuen Klimaziele angekündigt. Bis 2025 soll der Kohlebedarf innerhalb Chinas noch weiter steigen und die Emissionen erst nach 2030 runtergehen. Erst 2060 will das Land klimaneutral werden. ... China reicht dem Pariser Klimaabkommen also gerade einmal den kleinen Finger statt der ganzen Hand. Und dennoch sendet das Land ein enorm wichtiges Signal in die Welt: Wenn der Kohle-Riese China ein solches Zugeständnis machen kann, dann können das auch andere.“
Entwicklungsländern beim Wandel helfen
Die Türkei will als letzter G-20-Staat dem Pariser Klimaabkommen beitreten. Zuvor hatte Erdoğan jahrelang Finanzhilfen im Falle eines Beitritts gefordert. Das ist berechtigt, findet die regierungsnahe Yeni Şafak:
„Industrieländer, die die Welt verschmutzen oder die globale Erwärmung verursachen, müssen die Entwicklungsländer dabei unterstützen, ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Denn Entwicklungsländer verbrauchen mehr Energie, um ihr Wirtschaftswachstum zu steigern. ... Wenn die Türkei als Entwicklungsland internationale finanzielle Unterstützung erhalten sollte, plant sie, ihre Emissionen noch weiter zu reduzieren.“
Beim Klima müssen auch Rivalen kooperieren
Gazeta Wyborcza hofft, dass die Größe der Herausforderung zu engerer Zusammenarbeit zwischen China und den USA führt:
„Die Rivalen USA und China sind zunehmend gespalten. ... Doch das Klima zwingt beide Länder dazu, Brücken zu schlagen. Der Präzedenzfall ist da [die USA und China einigten sich 2014 nach zähen Verhandlungen darauf, ihre Emissionen deutlich zu reduzieren]. Die Verhandlungen führten zum Pariser Abkommen. ... Experten sind sich einig, dass die einzige Möglichkeit, den Planeten zu retten, darin besteht, auf fossile Brennstoffe zu verzichten und die Emissionen zu reduzieren. ... Hinter jedem chinesischen Kraftwerk stehen jedoch die Interessen der lokalen Bürokratie und Tausende von Arbeitsplätzen.“
Die einfachste Lösung wird übergangen
Der Biologe Stefano Mancuso ärgert sich in La Repubblica:
„Ständig wird über nichts anderes geredet als über die große wirtschaftliche Chance, die mit dem ökologischen Wandel verbunden sei. ... Die Vorstellung, dass die Beseitigung der Umweltkatastrophe eine Chance für wirtschaftliches Wachstum ist, erscheint mir unvernünftig. Solange wir nicht bereit sind, für die Behebung der von uns angerichteten Schäden zu zahlen, wird das CO2 in der Atmosphäre weiter zunehmen. ... Dabei gibt es eine einfache Lösung: ... Bäume pflanzen. Nicht nur ein paar. Eine Billion wäre nötig. Das ist keine unlösbare Aufgabe. Die Kosten wären im Vergleich zu den Vorteilen unerheblich, und es würde uns etwas ermöglichen, wovon wir derzeit nur träumen können: eine Verringerung der Gesamtmenge an CO2 in der Atmosphäre.“