Facebook Files: Neue Enthüllungen belasten Netzwerk
Die Whistleblowerin Frances Haugen hat interne Dokumente aus dem Facebook-Konzern geleakt, die anhaltende Probleme belegen: Algorithmen bevorzugen polarisierende Posts, bei der Moderation von Hasskommentaren besonders außerhalb der USA bestehen riesige Mängel. Und vor allem: Facebook wusste alles schon lange. Anfang Oktober hatte Haugen vor dem US-Senat ausgesagt, am Montag nun vor britischen Abgeordneten.
Medienrecht endlich auf Social Media anwenden
Facebook ist eine weltweite Bedrohung, meint der Tages-Anzeiger:
„Richtig unheimlich wird es, wenn man sich vorstellt, dass Facebook für Abermillionen von Menschen auf der Welt praktisch die einzige Informationsquelle ist. Für viele kommt die Plattform vorinstalliert auf jedem neuen Handy. Sie ist dann schlicht 'das Internet'. ... Für sie sind Hass und Desinformation eine echte Gefahr. Deshalb muss die Politik hier mit aller Härte eingreifen. Warum zum Beispiel die Betreiber der sozialen Medien nicht haftbar machen für das, was sie verbreiten, wie bei jedem traditionellen Medium? Dann würden der Hass und die Falschinformationen wohl zum ersten Mal wirklich von den Seiten verschwinden.“
Blind vor Profitgier
Facebook verschließt die Augen vor den gefährlichen Auswüchsen der eigenen Plattform, kritisiert die Wiener Zeitung:
„Facebook-Mitarbeiter haben das weltgrößte Soziale Netzwerk jahrelang gewarnt, angesichts des rasanten Wachstums zu wenig gegen Hassreden und Falschinformationen zu tun. ... Facebook schürt somit aus Profitgier Hass und lebt von der menschlichen Dummheit. Traurig, aber wahr. Auch eine Umbenennung wird das soziale Netzwerk nicht mehr retten können. Steuernachzahlungen und strikte, rechtliche Beschränkungen sind dringend angebracht. Die Politik muss lernen, schneller zu handeln als die Online-Giganten.“
Nur US-Nutzer werden geschützt
La Repubblica ist entrüstet:
„Facebook hat in den letzten Jahren nur sehr wenige Ressourcen für die Filterung von gewalttätigen und extremistischen Inhalten in anderen Sprachen als Englisch und außerhalb der USA bereitgestellt. Flossen dorthin 87 Prozent der Ressourcen für die Verhinderung von Fake News und gefährlichen Beiträgen, wurden nur 13 Prozent für den Rest der Welt, einschließlich Italien, eingesetzt. Dies wird erneut die Vorwürfe schüren, dass Facebook nichts gegen die Gewaltdrohungen tut, die in Facebook-Posts in Ländern wie Myanmar und Indien, aber auch in anderen Entwicklungsländern kursieren, die von Serienmorden, ethnisch motivierten Massakern und in einigen Fällen von Völkermordversuchen geplagt sind. Den Akten zufolge war sich Facebook der möglichen Folgen dieses Vorgehens bewusst.“