Europa, wie hast du's mit der Ukraine?
Die Entwicklung in der Ukraine-Krise stellt Staaten auf dem ganzen Kontinent, aber vor allem in Osteuropa vor die Frage, ob sie sich deutlicher positionieren müssen. Das spiegelt sich auch in den Kommentarspalten wider.
Rumänien muss sich aktiv zur Nato bekennen
Die Zugehörigkeit Rumäniens zur euro-atlantischen Welt ist keine Selbstverständlichkeit, meint der Journalist Cătălin Striblea in seinem gleichnamigen Blog:
„Russland fordert, dass in Osteuropa wieder der Zustand von 1997 hergestellt werden muss, als die Nato-Erweiterung begann. … Ich glaube nicht, dass Russlands Forderungen jetzt entsprochen werden wird. ... Doch das kann auch eine langfristige Zielsetzung sein. Russland wird immer darauf dringen, bei uns wieder an Einfluss zu gewinnen. Was ein Desaster wäre. Die Zugehörigkeit Rumäniens zur euro-atlantischen Welt und ihren Werten ist keine Selbstverständlichkeit. Sie muss ständig bewahrt und verteidigt werden. Da wir in unmittelbarer Nähe zu Russland liegen, werden dies auch alle künftigen Generationen tun müssen.“
Slowakei sollte entscheiden, was sie will
In Bratislava gab es am vergangenen Wochenende Demonstrationen gegen ein vor dem Abschluss stehendes Militärabkommen mit den USA. Új Szó findet das absurd:
„Es scheint so, dass ein Teil der Bevölkerung die Wende 1989 noch immer nicht akzeptieren kann. ... Man hätte annehmen können, dass Zehntausende von empörten Menschen vor die russische Botschaft in Bratislava marschieren würden, um gegen Russlands Kolonisierungspläne zu demonstrieren. Nun, eine Demonstration fand tatsächlich statt, aber vor der US-Botschaft. ... Die Demonstranten haben den USA vorgeworfen, dass sie den Mut aufbringen zu versuchen, für den Ostflügel der Nato einen effektiven Schutzschirm gegen die russische Aggression bereitzustellen ... Wir sollten endlich entscheiden, was wir wollen.“
Russland ist keine Demokratie
In Schweden haben zahlreiche Meinungsmacher um Verständnis für Russland geworben. Das Land sei von Feinden umringt. Das lässt Dagens Nyheter nicht gelten:
„Russland ist im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten keine Demokratie. Das System der Ukraine ist alles andere als perfekt, aber im Gegensatz zu Kuba und Venezuela ist es demokratisch. Wenn die Menschen in Russland, Kuba und Venezuela selbst entscheiden könnten, würden sie höchstwahrscheinlich mit den Vereinigten Staaten sprechen, Handel treiben und Grenzen öffnen. ... Und sie haben jedes Recht, ihre eigene Sicherheitspolitik selbst zu bestimmen.“
Washington bringt schon seine Leute in Sicherheit
Die USA und Europa schätzen die Wahrscheinlichkeit eines Kriegsausbruchs völlig unterschiedlich ein, beobachtet Jutarnji list:
„Dass es Unterschiede zwischen den Standpunkten Washingtons und der mächtigsten EU-Mitgliedstaaten gibt, was die Geschehnisse im Osten betrifft, zeigen auch die Rhetorik und das Verhalten der einzelnen Staaten. Deutschland beispielsweise sieht das russische Muskelspiel als Verhandlungsstrategie, während die USA die Schachzüge des Kreml als reale Indikatoren dafür sehen, dass Russland wahrscheinlich militärisch eingreifen wird. Die Unterschiede zeigen sich auch dadurch, dass die USA, gefolgt vom Vereinigten Königreich, beschlossen haben, die Familien von Diplomaten aus Kyjiw abzuziehen, mit der Begründung, man könne im Falle einer russischen Invasion ihre Evakuierung nicht mehr garantieren.“