Altkanzler Schröder aus der Partei ausschließen?
Innerhalb und außerhalb der SPD wächst der Druck, den früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder wegen seiner Nähe zu Putin aus der Partei auszuschließen. Schröder ist Aufsichtsratschef beim russischen Energiekonzern Rosneft und wurde bei Gazprom für einen Aufsichtsratsposten nominiert. Europas Presse debattiert, wie man damit umgehen sollte.
Rauswurf ist überfällig
In Deutschland ist sogar der Fußball progressiver als die Sozialdemokraten, ärgert sich Jyllands-Posten:
„Gerhard Schröder nimmt schlicht nicht Abstand von dem Mann, über dessen nötige Isolierung sich ganz Europa einig ist. Er ist so tief in Russlands und Putins Interessen verstrickt, dass Kyjiws Bürgermeister Witali Klitschko dazu aufgerufen hat, den deutschen Ex-Kanzler mit auf die Sanktionsliste zu setzen. ... Der Deutsche Fußballbund ging im März voran und entzog Gerhard Schröder die Ehrenmitgliedschaft. Wer aufgrund persönlicher Interessen nicht vom Krieg und vom Aggressor Abstand nimmt, teile nicht die Werte des Fußballbundes, so die Begründung. Für die SPD sollte es nicht schwer sein, zur gleichen Schlussfolgerung zu gelangen.“
Nähe zu Putin könnte noch nützlich sein
Es könnte der Moment kommen, wo Schröder noch gebraucht wird, gibt die Süddeutsche Zeitung zu bedenken:
„Wenn jemand weiß, wo man Putin vielleicht packen kann (und wie und wo garantiert nicht) - dann er. Was wäre gewonnen, wenn Schröder nun seine beiden russischen Aufsichtsratsposten aufgäbe? So viele Kanäle in den Kreml gibt es nicht mehr, informelle schon gar nicht, dass man wollen sollte, auch diesen zu schließen, letztlich um einer Pose willen. Vielleicht kommt ja der Tag, an dem man dankbar sein wird, auf eine aktuelle Einschätzung oder den sehr kurzen Draht von Gerhard Schröder zurückzugreifen. Und zugleich kommt der vielleicht rasch auf eine Idee, wie er seinen Kanal pflegen kann, ohne sich länger dem Verdacht auszusetzen, nur aufs Geld erpicht zu sein.“