Algier kündigt Madrid die Freundschaft
Zwischen Spanien und Algerien eskalieren die Spannungen. Der algerische Bankenverband hat das Verbot aller Importe aus Spanien ab Donnerstag gemeldet. Zuvor hatte das Land einen 20 Jahre alten bilateralen Freundschaftsvertrag gekündigt. Hintergrund ist der Vorschlag von Premier Sánchez vom März, Westsahara als autonome Region ins marokkanische Staatsgebiet einzugliedern. Die spanische Presse mahnt zur Vorsicht.
Von Marokko erpresst, von Algerien bestraft
Die konservative El Mundo sieht vor allem Fehler der spanischen Regierung:
„Der von Algerien beschlossene Bruch eröffnet die größte Krise zwischen Spanien und dem Maghreb seit der Invasion auf der Isla del Perejil [2002]. ... Heute wirkt die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone so, als ob sie der marokkanischen Erpressung ohne sichtbaren Gewinn nachgegeben hätte, während sie gleichzeitig von Algerien, einem unserer wichtigsten Gaslieferanten, bestraft wird. Brüssel um Hilfe zu bitten, um die eigenen Fehler zu korrigieren, verrät nicht nur die eigene Unfähigkeit, sondern könnte sich als kontraproduktiv erweisen. ... Unterdessen landen algerische [Flüchtlings]-Boote auf den Balearen, und die Gasunternehmen befürchten eine Neuverhandlung nach oben, die sich natürlich auf unsere Rechnungen auswirken wird.“
Jetzt mit Bedacht handeln
La Vanguardia rät zu mehr diplomatischen Anstrengungen:
„Offizielle Quellen sind sich darüber einig, dass diese Krise die Lieferung von algerischem Gas nach Spanien nicht gefährdet. ... Das bedeutet aber nicht, dass sie irrelevant wäre. 2019 haben spanische Unternehmen Produkte im Wert von insgesamt drei Milliarden Euro in das afrikanische Land exportiert. ... Diese bilaterale Krise muss im Zusammenhang mit der Krise gesehen werden, die durch die Invasion in der Ukraine ausgelöst wurde. ... Spanien muss mit Bedacht und mit dem mittelfristigen Ziel der Wiederherstellung der bilateralen Beziehungen handeln. Dies ist wünschenswert, wenn wir die Gasversorgung aufrechterhalten, die spanischen Exporte wieder ankurbeln und die Zusammenarbeit bei Einwanderung und Sicherheit verstärken wollen.“