COP15: Gedanken zur Weltnaturschutzkonferenz
Bis zum 19. Dezember treffen sich im kanadischen Montreal Regierungsvertreter zur Weltnaturschutzkonferenz. Da es sich um die 15. Konferenz der Vertragspartner zur Umsetzung der Biodiversitätskonvention handelt, trägt sie den Kurznamen COP15. Dass die Treffen zum Artenschutz weniger Aufmerksamkeit erhalten als die Weltklimakonferenzen - hier fand in Ägypten jüngst die COP27 statt -, finden Kommentatoren bedenklich.
Menschen sind Teil dieser bedrohten Vielfalt
Der Ernst der Lage ist vielen noch nicht bewusst, bedauert The Guardian:
„2015 verpflichteten sich die Nationen der Welt in Paris in einem verbindlichen Vertrag, Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise zu ergreifen. In Montreal brauchen wir ähnliches. ... Es ist enttäuschend, dass auf dem Gipfel diese Woche keine Staatsoberhäupter erwartet werden – im krassen Gegensatz zu den COP27-Klimagesprächen in Ägypten vom vergangenen Monat. Das ist ungenügend. Unser menschliches Schicksal ist untrennbar mit der Natur und ihren unzähligen Arten verbunden, die aufs Aussterben zurasen.“
Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei
Die Süddeutsche Zeitung zählt auf, was in Montreal alles erreicht werden muss:
„Erstens: 30 Prozent der Erde und 30 Prozent der Meere müssen unter Schutz gestellt werden. ... Zweitens: Entwicklungsländer mit hoher Artenvielfalt müssen von Industrieländern, in denen die Biodiversität meist niedrig ist, finanziell dafür entschädigt werden, dass sie die letzten Überreste intakter Natur bewahren. ... Drittens: Die Zeit der Freiwilligkeit ist vorbei! ... Alles, worauf man sich diesmal in Montreal einigt, muss ... verbindlich sein. Dazu braucht es ein Kontrollgremium, das überprüft, ob die Länder auf dem richtigen Kurs sind.“
China sollte diese Chance nutzen
Peking muss in Montreal seiner Führungsrolle gerecht werden, fordert Irish Examiner:
„China, das den Vorsitz bei COP15 innehat, ist weltweit der größte CO2-Emittent, auch wenn Kanada, die USA und Australien pro Kopf mehr Kohlenstoffdioxid ausstoßen. Peking wird zum ersten Mal die Führungsrolle bei einem großen UN-Umweltabkommen übernehmen. Aufgrund der Null-Covid-Politik Chinas wurde zwar Anfang des Jahres beschlossen, das COP15-Treffen von Kunming nach Montreal zu verlegen. Dennoch bietet das Treffen dem Land die Chance, der Welt die Errungenschaften der 'ökologischen Zivilisation' zu präsentieren, die wichtiger Teil der innenpolitischen Agenda von Präsident Xi Jinping ist.“
Mit Koalition der Willigen voranpreschen
Der Nordschleswiger macht Druck, das Tempo in Sachen Umweltschutz auch ohne globalen Konsens zu erhöhen:
„Es ist natürlich vollkommen klar, dass Dänemark allein nur wenig erreichen kann. Das darf jedoch nicht länger als Entschuldigung dienen. Wie COP27 in Ägypten erneut gezeigt hat, dürfen wir nicht erwarten, dass die Lösungen von den UN-Klimagipfeln kommen werden. Vielmehr braucht es 'Koalitionen der Willigen', die bereit sind, den Weg zu weisen. Ein naheliegender Partner ist die deutlich größere Bundesrepublik.“
Nicht von einer Falle in die nächste tappen
Die Bewältigung der Energiekrise darf nicht zu Lasten der Artenvielfalt erfolgen, warnt Le Courrier:
„Der gerechtfertigte Wunsch nach nationaler Energieautonomie darf nicht auf Kosten der Natur verwirklicht werden. Hören wir auf die Betreiber von Wasserkraftwerken, sollte jeder Tropfen Turbinen antreiben. Pech für unsere Flüsse und die Artenvielfalt darin! In diese Sackgasse hat uns der Handelswahn getrieben. Es ist illusorisch, eine Lösung zu finden, indem wir uns ihm zuwenden. Wir müssen nach einem allumfassenden Ansatz handeln, der sämtliche Dimensionen einbezieht: unser gemeinsames Erbe, Soziales und Artenvielfalt. Andernfalls könnte die Lösung so viele Probleme schaffen, wie sie angeblich löst.“