Was bringt Sunaks Besuch in Paris?
Der britische Regierungschef Rishi Sunak reist am Freitag nach Paris, um dort Präsident Emmanuel Macron zu treffen. Es ist das erste Gipfeltreffen seit fünf Jahren, nachdem das Verhältnis zwischen London und Paris durch den EU-Austritt der Briten deutlich abgekühlt war. Beim jetzigen Treffen soll die Koordination in Sachen Migration im Vordergrund stehen. Kommentatoren hoffen auf eine neue Phase.
Hoffentlich kommt jetzt Tauwetter
Auf weitere solcher Treffen hofft Financial Times:
„Es wäre sowohl im europäischen als auch im britischen Interesse, wenn dem Pariser Gipfel ähnliche bilaterale Treffen in Berlin und anderswo folgen würden. Sunak sollte auch die durch sein Nordirland-Abkommen geschaffene Dynamik nutzen, um die Beziehungen zur EU zu stärken, indem er beispielsweise die Unentschlossenheit in Bezug auf das Horizon-Wissenschaftsprogramm der EU überwindet und das Vereinigte Königreich in dieses hineinführt. ... Es ist an der Zeit, den Slogan wahrzumachen, dass Großbritannien dafür gestimmt hat, 'die EU, aber nicht Europa zu verlassen'.“
Pragmatismus ist gefragt
François-Joseph Schichan, ehemaliger politischer Berater in der französischen Botschaft in London, charakterisiert die bilateralen Beziehungen in Les Echos folgendermaßen:
„Für Frankreich geht es darum, dass das Vereinigte Königreich als einer unserer wichtigsten Nachbarn nicht abdriftet, sondern an unseren Interessen und denen der EU angedockt bleibt. Unsere Beziehung zu Großbritannien ist - anders als die zu Deutschland - nicht leidenschaftlich. Wir sind uns unserer Unterschiede und Konvergenzen bewusst. Beide Länder sind durch ihre Geschichte und Geografie miteinander verbunden und daher müssen wir mit Realismus und Pragmatismus eine Verständigung neu begründen, die, wenn sie auch nicht immer herzlich ist, doch notwendiger ist denn je.“
Gemeinsam Härte zeigen
Paris und London müssen ihr Handeln koordinieren, fordert Hervé Mariton (Les Républicains), Frankreichs ehemaliger Minister für die Überseegebiete, in Le Figaro:
„Die Migrationsfrage ist kein Tabu in unserer Beziehung, keine kleine Angelegenheit, die diskret behandelt werden muss; sie ist eine Herausforderung, der wir uns gemeinsam stellen müssen. Die britische Regierung hat in dieser Woche mit ihrem Gesetzentwurf zur illegalen Einwanderung den Ton ihrer Politik verschärft. Um des Gleichgewichts willen muss die französische Seite mit gleicher Härte vorgehen.“