Orbán provoziert in Rumänien
Ungarns rechtsnationaler Premier Viktor Orbán hat bei seiner traditionellen Rede an der Sommeruniversität in Băile Tușnad im rumänischen Siebenbürgen erneut für bilaterale Spannung gesorgt. Vor Bürgern der ungarischen Minderheit machte sich der angereiste Gast auch über das politische System Rumäniens lustig und spottete über die EU. Genervte Pressestimmen aus beiden Ländern.
Hetze auf Kosten der Einheimischen
Orbán heizt die Spannung zwischen Ungarn und Rumänen hemmungslos an, kritisiert das Portal Transtelex, das sich an die ungarischsprachige Minderheit in Rumänien richtet:
„Wenn Orbán in seine Rede einwebt, dass Szeklerland und Siebenbürgen keine rumänischen Gebiete seien, zeigt er damit, dass es ihn nicht im geringsten interessiert, was er außer der Staubwolke seines abfahrenden Autos nach dem Besuch zurücklässt. ... Was hinter dem Geschrei der rumänischen Extremisten [Demonstranten, die vor Ort gegen Orbán demonstriert haben] und den ungarischen Besuchern zurückbleibt, sind die ungarische Minderheit und die Rumänen, für die dieser Ort und diese Region wirklich ihr Zuhause ist, und die die größten Verlierer der Konflikte und Spiele von Politikern und allerlei Verrückten sind.“
Diplomatisches Eigentor für Bukarest
Dass der rumänische Premier Marcel Ciolacu im Vorfeld versucht hatte, Orbán bestimmte Themen zu verbieten, war eher kontraproduktiv, ärgert sich Adevărul:
„Er übermittelte ihm über das Außenministerium eine Liste, was Orbán sagen dürfe und was nicht. Natürlich ließ sich Orbán die Gelegenheit nicht entgehen, öffentlich über das offizielle Papier des Auswärtigen Amtes zu spotten. Orbán hat Recht, wenn er es verhohnepipelt. Wenn der ungarische Premier nicht der Meinung ist, dass er auf dem Territorium eines Nachbarstaates keine EU- und staatsfeindlichen Äußerungen machen sollte, dann nützt es auch nichts, ihm ein Papier in die Hand zu drücken, um ihm beizubringen, was er sagen soll. Das ist ein diplomatischer Fehler, den Orbán geschickt ausgenutzt hat.“
Aus Ungarn nichts Neues
Népszava ärgert sich über so viele bereits abgedroschene Phrasen:
„Dieses Jahr haben wir nur altes, schäbiges, abgenutztes Gerümpel bekommen: das Bashing der Europäischen Union, die Orbáns System zwölf Jahre gefüttert hat und auch die Orbán-Familie zu Multimillionären gemacht hat; Andeutungen zum EU-Austritt; Angstmachen mit LGBTQ; ein Friedensmantra, das weder Hand noch Fuß hat; die Glorifizierung Chinas ... und die Drohung, dass wir dieses Jahr nichts Gutes erwarten können. Das war die Vision des angeblich mit fester Hand steuernden Mannes von der Welt im Jahr 2023. Es war eher zu vergleichen mit einem treibenden Schiff ohne Kompass.“