Mondlandung gelungen: Was sagt das über Indien?
Die indische Raumsonde Chandrayaan-3 ist am Mittwoch erfolgreich am Südpol des Mondes gelandet – anders als vor wenigen Tagen die russische Sonde Luna-25. Nun soll der Apparat unter anderem mehr über die dortigen Wasservorkommen herausfinden. Für Kommentatoren spiegelt sich in der erfolgreichen Mission eine neue Stärke Indiens.
Zeit für eine neue G8
Für La Repubblica ist die Zeit gekommen, Indien ins Konzert der demokratischen Großmächte aufzunehmen:
„Der Erfolg in der Raumfahrt ist nur einer der Indikatoren, die Indiens rasanten Aufstieg zur Weltmacht zeigen: Mit einem BIP von 3,38 Billionen Dollar im Jahr 2022 ist Indien bereits die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt und wird bis 2030 voraussichtlich die drittgrößte werden, was zeigt, wie Wachstum und Entwicklung durch die gleichzeitige Konsolidierung der demokratischen Institutionen und Rechte gefördert werden. Die Zeit ist nun reif für eine mutige Entscheidung des Westens: die Erweiterung der G7 um Indien und die Schaffung einer neuen G8 unter den großen Volkswirtschaften der Welt, die die Grundwerte von Freiheit und Demokratie teilen.“
Entwicklungshilfe einstellen
Ein Land, das zu einer solchen Leistung fähig ist, sollte keine finanzielle Unterstützung mehr bekommen, findet Kolumnist Ian Birrell in The Times:
„Die Mondlandung wirft für die ehemalige Kolonialmacht folgende Frage auf: Warum pumpt Großbritannien – hoch verschuldet, unter einem schweren Nach-Brexit-Kater leidend und mit maroden staatlichen Dienstleistungen kämpfend - Hilfsgelder in die Taschen von Indern? ... Ein Bericht der Independent Commission for Aid Impact listete Anfang des Jahres auf, dass Großbritannien in den fünf Jahren vor 2021 weitere 2,3 Milliarden Pfund Entwicklungshilfe für Indien leistete. ... Die Mondlandung offenbart die Absurdität des britischen Unterstützungssystems. Und sie bestätigt gleichzeitig Indiens beeindruckenden Aufstieg.“
Fortschritt macht Rückschritt deutlich
Bei der Renaissance der Mondfahrt geht es inzwischen vor allem um nationales Geltungsbedürfnis, beobachtet die Frankfurter Rundschau:
„Das erinnert an den Wettlauf während des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion. Ein wenig zeigt dieser Fortschritt auch die rückschrittliche Entwicklung der internationalen Gemeinschaft. In der Raumfahrt haben Nationen zusammengearbeitet. Bei den aktuellen Missionen verfolgt jedes Land eigene Interessen.“
Konkurrenten über die Erde hinaus
Die gelungene Landung der indischen Raumsonde ist bezeichnend, meint De Standaard:
„Bemerkenswert ist, dass das Weltraumrennen zum Südpol des Mondes sich vor dem Hintergrund des Brics-Gipfels in Johannesburg abspielt. Das Scheitern der russischen Weltraumexpedition und der Erfolg der indischen Mondlandung scheinen fast symbolisch zu sein für die sich verändernden Verhältnisse in der Welt. Die Brics-Länder sagen, dass sie einmütig gegen die westliche Dominanz in der Welt auftreten wollen. Aber in Wirklichkeit sind sie Konkurrenten im Wettkampf um so viel geopolitischen Einfluss wie möglich.“