Ukraine: Kommt die Gegenoffensive jetzt in Fahrt?
Lange Zeit schien die am 4. Juni gestarte ukrainische Gegenoffensive nicht voranzukommen. Doch nun gelang es den ukrainischen Streitkräften nach eigenen Angaben offenbar, nahe Saporischschja die eine der zwei russischen Verteidigungslinien zu durchbrechen - wenige Tage, nachdem in der Nähe die Rückeroberung des Dorfes Robotyne gemeldet worden war. Eine bedeutende Wendung? Kommentatoren sind uneins.
Das Blatt wendet sich
Público sieht Anzeichen, dass der Krieg zugunsten der Ukraine verläuft:
„Ihre 'Drohnenbataillone' haben eine grundlegende Aufgabe: den Russen zu zeigen, dass der von Wladimir Putin entfesselte Krieg nicht an ihnen vorbeigeht. Sie fangen an, ihn auf den Straßen der Hauptstadt und in vielen anderen Teilen des Landes zu sehen und zu spüren, weit weg vom Schlachtfeld. ... Die Fähigkeit der ukrainischen Spezialeinheiten, die Krim zu erreichen, ist ein weiteres starkes Indiz dafür, dass die Dinge besser laufen, als sie scheinen. Der ultimative Beweis dafür, dass dies der Fall ist, kam direkt aus Moskau, das einmal mehr zur nuklearen Drohung griff.“
Es braucht Geduld
Der Westen darf seine Unterstützung für die Ukraine nicht aufgeben, meint Népszava:
„Die 'große' Sommeroffensive, von der die Öffentlichkeit und die Politik in der demokratischen Welt – und bei uns die Patrioten außerhalb der [Regierungspartei] Fidesz - erwartet haben, dass sie schnell zum Ende des Krieges und zum Sturz des neuen sowjetischen imperialen Experiments führen würde, scheint ins Stocken zu geraten ... Es mag abschreckend klingen, aber es scheint keinen anderen Weg zu geben, als Russland wirtschaftlich um Jahrzehnte 'zurückzubomben' und seine Armee so gut wie möglich zu zerstören. ... Beides wird nicht über Nacht geschehen, daher sind Geduld und anhaltende Hilfe [für die Ukraine] erforderlich.“
Zeichen für Kriegsmüdigkeit
Rastislav Boldocki, Chefredakteur des Magazins Plus 7 dní, glaubt in Új Szó, dass die Gegenoffensive keinen Durchbruch bringen wird:
„Es gibt immer mehr Zeichen dafür, dass dies ein langwieriger Konflikt sein wird, dessen Ausgang nicht eindeutig ist. Die Washington Post hat kürzlich Schätzungen von Geheimdienstquellen veröffentlicht, wonach Kyjiws Gegenoffensive die gesetzten Ziele in diesem Jahr nicht erreichen wird. Die britische Economist berichtet von Kriegsmüdigkeit auf ukrainischer Seite. ... Die vielleicht weitreichendste Zukunftsvision skizzierte jedoch Stian Jenssen, Büroleiter von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, der einräumte, dass unser östlicher Nachbar im Gegenzug zur Nato-Mitgliedschaft möglicherweise einige Gebiete aufgeben sollte.“