Fußball-WM 2030 auf drei Kontinenten: Gute Idee?
Die Fußball-WM der Männer 2030 wird in sechs Ländern auf drei Kontinenten stattfinden. Spanien, Portugal und Marokko haben gemeinsam vom Weltverband Fifa den Zuschlag als Gastgeber für den größten Teil der Spiele erhalten. Die Eröffnungspartie wird in Uruguay ausgetragen, weitere Spiele sollen in Argentinien und Paraguay stattfinden. Kommentatoren erörtern, wem das wie nutzen könnte.
Dank an die Fußballerinnen
El País empfindet den Zuschlag für Spanien als Vertrauensbeweis der Fifa:
„Dass Portugal und Marokko dabei sind, war ausschlaggebend für die außereuropäische Unterstützung. ... In weniger als nur sieben Jahren muss nun die Organisation einer Meisterschaft umgesetzt werden, die fast einen Monat dauert und an der sechs Länder beteiligt sind. ... Spanien will Hauptaustragungsort werden, nachdem der Fall Rubiales geklärt und die Strukturen der Sportverbände, die immer noch sehr männerdominiert sind, erneuert wurden. Die Entscheidung der Fifa ist ein Vertrauensbeweis. Zumindest zum Teil haben die männlichen Nationalspieler ihren Kolleginnen hier noch etwas zu verdanken.“
Es wird nur Verlierer geben
Eine Fußball-WM auf drei Kontinenten ergibt keinen Sinn, empört sich The Sun:
„Es macht anscheinend nichts, dass Fußballfans ihre Seele verpfänden müssen, wenn sie das Geschehen rund um den Globus live mitverfolgen wollen. Es ist anscheinend auch egal, dass von den Spielern verlangt wird, im vom Jetlag vernebeltem Zustand Leistungen zu bringen. Und was ist bitte mit dem Planeten? Unabhängig davon, was jeder einzelne zum Thema Klimawandel denkt, kann man sich vielleicht darauf einigen, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist, um Freizeit-Flugreisen in einem Ausmaß zu fördern, wie es das bei Großveranstaltungen noch nie gegeben hat.“
Ökonomischer Gewinn begrenzt
Expresso bezweifelt, dass die Austragung der WM 2030 Portugal wirtschaftlichen Nutzen bringen wird:
„Der Hauptnutzen besteht in der Regel in einem Anstieg des Tourismus. Einige Studien zeigen positive Auswirkungen auf den Tourismus während und in geringerem Maße nach der Veranstaltung. Aber auch diese Effekte werden als begrenzt beschrieben. Viele der Touristen, die zur Weltmeisterschaft kommen, ersetzen andere Touristen, die aus anderen Gründen gekommen wären. Die Steuereinnahmen aus dem Tourismus gehen teilweise sogar zurück, da die Fußballtouristen einen großen Teil ihres Geldes für Fifa-eigene Veranstaltungen ausgeben und dafür aufgrund der Verträge, die die Fifa den Gastgeberländern auferlegt, keine Steuern gezahlt werden.“
Sein Wille geschehe
Mit der Ankündigung hat Infantino auch den Weg für Saudi-Arabien bei der WM 2034 frei machen wollen, schreibt der Spiegel:
„Das ist es, was er immer wollte. ... Die Saudis bringen sich jetzt schon in Stellung. Mit ihrer Offensive, zahlreiche prominente Spieler mit Märchen-Gehältern zu ködern, haben sie sich die Aufmerksamkeit der Fußballwelt gesichert. Bis 2034 ist viel Zeit, sämtliche Empörungswellen können bis dahin abebben. Es klingt nach einem Masterplan, ausgeheckt von Fifa-Chef und dem Königreich. ... Nun wird es wieder viel Geschrei geben, ... aber am Ende wird es dann doch genau so kommen, wie Infantino es geplant hat. ... Denn das ist sozusagen das ungeschriebene Gesetz des Weltfußballs. Infantinos Gesetz: Sein Wille geschehe.“