Palästina-Aktivismus und Klimaschutz: Heikle Allianz
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg und die weltweite Klimaschutzbewegung Fridays for Future stehen zunehmend wegen pro-palästinensischer Parteinahme in Kritik. Zuletzt überließ am Sonntag in Amsterdam eine der Rednerinnen auf der Klimademo einer Aktivistin das Mikrofon, die zu einem freien Palästina "vom Fluss [Jordan] bis zum Meer" aufrief. Für Kommentatoren eine völlig falsche Entwicklung.
Teilweise verständlich, aber bedauerlich
Svenska Dagbladet ist betrübt:
„Die Politisierung der Umweltbewegung ist eine altbekannte und traurige Tatsache. Bis zu einem gewissen Grad ist es verständlich: Die Rechte hat in Sachen Klimaengagement keine glänzende Geschichte vorzuweisen und richtig ist auch, dass es sich bei einer Vielzahl derer, die ganz besonders unter dem Klimawandel leiden, um arme, unterdrückte Menschen in Entwicklungsländern handelt. ... Gleichwohl ist die Polarisierung äußerst bedauerlich, weil just das Klimaproblem eben nahezu alle Menschen auf der Erde betrifft, unabhängig davon, welche Meinung sie zum schmerzhaften Konflikt zwischen Israel und Palästina haben. ... Wir können es uns nicht leisten, dass die Klimafrage gekidnappt wird, um als Megafon für Hamas-Terroristen zu dienen.“
Hier bietet Klimapolitik keine Antwort
Thunbergs einseitige Positionierung ist fatal, kritisiert die taz:
„Das Problem ist ja: Klimawandel ist nun wahrlich nicht der entscheidende Punkt im Nahostkonflikt. Auf die ohnehin kaum zu beantwortende Frage, wie angemessen das militärische Vorgehen Israels in Gaza ist, bietet Klimapolitik keine Antwort. Und um zu wissen, dass das antisemitische Pogrom der Hamas am 7. Oktober in Israel zweifelsohne zu verurteilen ist, braucht es auch kein Klimaengagement. Thunberg treibt mit ihrer Positionierung einen Keil in die Klimabewegung, statt ihr eigentliches Potenzial zu nutzen.“
Alles Unrecht auf einen Haufen gefegt
Die Klimaschutzbewegung muss bei ihrer eigenen Botschaft bleiben, mahnt Volkskrant-Kolumnistin Marcia Luyten:
„Die Kraft dieser Bewegung liegt in der apolitischen Bedrohung, die sie anspricht. Politisch ist die Frage, wie und von wem die Klimamaßnahmen bezahlt werden, dem Problem selbst aber entgeht niemand. Eine der kräftigsten Bewegungen seit Jahrzehnten droht als Geisel genommen zu werden durch eine sektiererische Linke, die jede Splitteridentität zu einer woken Emanzipationsbewegung ausruft; die alles Unrecht auf einen Haufen fegt und in den von Rechts dominierten Gesellschaften die Rückkehr von Links zur Macht unmöglich macht.“
Das Ende einer Bewegung
Die breite Anschlussfähigkeit der bisher monothematischen Klimabewegung ist dahin, so The Daily Telegraph:
„Das Problem für Thunberg ist nun die Gruppe jener Umweltaktivisten, die nichts für die antikapitalistische Agenda übrighaben. Wie zum Beispiel die Mitarbeiter von Charity-Shops, denen nicht wohl dabei sein wird, wenn ihre Sache in einem durch und durch sozialistischen Feldzug aufgeht. ... Der große Vorteil von Bewegungen mit einem einzigen Anliegen besteht darin, dass sie Menschen vereinen können, die sonst in kaum einem anderen Punkt einer Meinung sind. Aber wir sollten nicht davon ausgehen, dass unterschiedliche Gruppen in einer neuen 'Volksfront' unter Gretas Führung zusammenkommen. Eines ist sicher: Ihre Zeit als Gallionsfigur ist vorbei.“