Spanien: Katalonien ruft Dürrenotstand aus
Die katalanische Regierung hat wegen anhaltender Dürre den Notstand für 200 Gemeinden des Großraums Barcelona und einen Teil von Girona ausgerufen. Der Notstand bedeutet, dass der Wasserverbrauch auf 200 Liter pro Person und Tag beschränkt wird. Agrarbetriebe müssen ihren Wasserverbrauch um 80 Prozent drosseln, die Industrie um 25 Prozent. Kommentatoren fordern grundlegende, koordinierte Maßnahmen.
Jetzt müssten alle zusammenstehen
La Vanguardia fordert gemeinsames Engagement:
„Die Wasserkrise, unter der halb Katalonien leidet, ist nicht nur auf 38 Monate ohne Regen zurückzuführen, sondern auch auf fehlende Investitionen zwischen 2009 und 2017 und die Tatsache, dass der Bau von Entsalzungsanlagen, die jetzt entscheidend wären, abgesagt wurde. ... Auch den Kommunen bereitet die Dürre Sorgen. Ihnen drohen Sanktionen, dabei haben sie noch keine Zuschüsse für Verbesserungen der Abwasser- und Wasserversorgung erhalten. Die Regionalregierung sollte Einigungen mit den Fraktionen und den Gemeindeverwaltungen suchen. ... Dazu muss der private Sektor gehört werden. Er ist am schwersten betroffen. ... Die Dürre ist die größte Herausforderung für Katalonien und erfordert Engagement von allen.“
Zehn Jahre mit Unabhängigkeitsstreit vergeudet
Das Thema Wasser ist für El Mundo ein klares Beispiel, dass das Land und seine Regionen als solidarische nationale Einheit zusammenhalten müssen:
„Die durch den Separatismus verlorenen Jahre haben irreparablen Schaden angerichtet und zu einer Situation der unüberbrückbaren Gegensätze geführt, auf die sich jetzt die Regierung Sánchez stützt. Diese verhindert Vertrauen, das notwendig ist, um ein gemeinsames Problem anzugehen – auch Andalusien und andere Regionen leiden [unter Wassermangel]. Abkommen, Vorsorge und Solidarität zwischen den Regionen, Wissenschaft und Technologie sind Instrumente, die nicht wieder dem Streit um [regionale] Identitäten geopfert werden dürfen.“
Über Bodennutzung nachdenken
Der Biologe Andreu Escrivá spricht in El Periódico de Catalunya Klartext:
„Wir brauchen einen Strukturwandel. ... Wir sollten auch über die Nachfrage und nicht nur über das Angebot sprechen. Der Export von Millionen von Schweinen, der nichts mit Ernährungssouveränität zu tun hat, verschwendet viele Kubikhektometer Wasser, verschmutzt Grundwasser und gefährdet die Versorgung. Die Förderung eines ungezügelten Tourismus bedeutet, Wasser zu konsumieren, das wir nicht haben, das gilt auch für Golfplätze oder Avocadoplantagen. Aus dieser Dürre können wir nicht nur lernen, dass wir jeden Tropfen Wasser optimal nutzen müssen, sondern auch, dass wir vorrangig über Bodennutzung nachdenken sollten, in einer Region, die unter den Folgen des Klimawandels besonders leidet.“