"Super Tuesday": Biden und Trump setzen sich durch
Bei Vorwahlen zur US-Präsidentschaftskandidatur in 15 Bundesstaaten haben Donald Trump und Joe Biden ihre Positionen kräftig ausgebaut. Bei den Republikanern ist nur noch Nikki Haley als weit abgeschlagene Konkurrentin im Rennen. Sie konnte am gestrigen "Super Tuesday" nur in Vermont einen knappen Sieg erringen. Bei den Demokraten setzte sich Präsident Biden klar durch. Kommentatoren analysieren die Lage.
Wirtschaftslage überzeugt Wähler nicht
Eine gute ökonomische Bilanz spielt im Wahlkampf keine große Rolle mehr, konstatiert die Wirtschaftszeitung Les Echos:
„Die USA kennen keine Arbeitslosigkeit mehr, die Aktienmärkte klettern in die Höhe, die Löhne steigen und viele Unternehmen bauen wieder Fabriken auf. Doch nichts davon scheint die Wähler zu überzeugen: Ein Großteil von ihnen (60 Prozent) missbilligt die wirtschaftliche Bilanz ihres Präsidenten und betrachtet die Fähigkeit Donald Trumps, ihnen Wohlstand zu bescheren, deutlich zuversichtlicher. … Zum Zeitpunkt des Super Tuesday sagt dies viel aus über die Entwicklung der USA. ... Es klingt aber auch wie eine Warnung an unsere Regierenden, darunter Emmanuel Macron, der die Wirtschaft stets zum Indikator seines Handelns gemacht hat. “
Der Hamburger-Preis als Einflussfaktor
Das Phänomen der verzerrten Wahrnehmung der ökonomischen Lage sollte nicht unterschätzt werden, merkt La Stampa an:
„Die großen Debatten über den Zustand der Wirtschaft werden für die Bürger letztlich an kleinen, alltäglichen Dingen gemessen - und der Anstieg des Preises für einen Hamburger kann die Meinungsbildung über den Zustand der Wirtschaft weit mehr beeinflussen als ein Parlamentsbericht. … Dies führt zur 'vibecession', zu einer empfundenen Rezession, zu einer Diskrepanz zwischen der Realität [der Wirtschaft] und ihrer Wahrnehmung, die einen starken Pessimismus in Bezug auf die Zukunft schürt. Genau das scheint in den USA zu passieren.“
Trump nur noch gerichtlich zu stoppen
Jutarnji list wägt ab:
„In den Kreisen, die immer noch glauben, es sei möglich, Trump als republikanischen Kandidaten zu verhindern, hofft man auf sein Alter und mögliche gesundheitliche Probleme, doch da gibt es kaum Hoffnung, denn der Wunsch, eines der mächtigsten Ämter der Welt zu erobern, wirkt wie ein Allheilmittel. Die zweite, realere Hoffnung liegt in der Reihe von Gerichtsprozessen, mit denen der Ex-Präsident konfrontiert ist. ... Sollte der Oberste Gerichtshof seinen Einspruch ablehnen und zustimmen, dass er strafrechtlich belangt werden kann, könnte der Prozess um zwei Monate verschoben werden, was noch immer vor den Wahlen im November wäre. Das wäre der größte Schlag für Trump, denn die meisten unentschlossenen Wähler würden ihn, laut Umfragen, in diesem Fall nicht wählen.“
Demokraten haben keine guten Ideen
El Periódico de Catalunya ist frustriert:
„Wir Europäer haben uns nicht genug Mühe gemacht, das Phänomen Trump zu verstehen. ... Es hat mit einer bestimmten Vorstellung von der Globalisierung und ihren Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft zu tun und mit jener moralischen Überlegenheit der Fortschrittsgläubigen, die Ideologie mit gesundem Menschenverstand verwechseln. ... Wir haben noch keinen Trump, aber die Ursachen seines Erfolgs sind auch hier zu finden. Die Krise in der Landwirtschaft hat zum Teil damit zu tun. ... Was wirklich schwer zu verstehen ist, ist die Tatsache, dass es bei den Demokraten seit Obamas Zeiten keine Führungspersönlichkeit gibt. ... Fehlt es an Führungspersönlichkeiten oder an guten Ideen? Vielleicht an beidem.“