Israel und Hamas vor Geiselabkommen?
In die Verhandlungen zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas ist offenbar Bewegung gekommen. Nach Angaben des britischen Außenministeriums legte Israel das Angebot einer 40-tägigen Waffenruhe vor. Im Gegenzug sollen israelische Geiseln freigelassen werden. Kommentatoren fragen sich, ob die drohende Offensive auf Rafah doch noch verhindert werden könnte.
Die Lösung kann nur politisch sein
Die jüngste Entwicklung zeigt, dass beide Seiten unter enormem Druck stehen, beschreibt der Nahost-Korrespondent Karim El-Gawhary in der taz:
„Die Hamas will um jeden Preis eine israelische Offensive in Rafah verhindern. Und Netanjahu steht gleich an mehreren Fronten unter Druck. ... [I]nternational wächst das Drängen, auch seines wichtigsten Verbündeten, den USA, er möge endlich einem Waffenstillstand im Austausch mit den Geiseln zustimmen. Dahinter steckt die Sorge vor einem regionalen Flächenbrand. Dass nun ernsthaft miteinander geredet wird, ist auch ein Zeichen, dass sich in den letzten sechs Monaten einiges verschoben hat: zu Ungunsten einer militärischen Lösung. Stattdessen setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Palästinenserfrage einer politischen Lösung bedarf.“
Druck der Justiz könnte funktionieren
Möglicherweise befürchtet der israelische Premier einen Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs, meint De Standaard:
„Netanjahu sieht israelische Amtspersonen lieber nicht in derselben Reihe stehen wie Wladimir Putin, den abgesetzten sudanesischen Diktator Omar al-Baschir oder Terrorführer von der Hamas. Das gibt Grund zu Optimismus für die Erfolgsaussichten der Gespräche. Für die Million Flüchtlinge in Rafah – das letzte Stückchen Gaza, durch das noch keine Panzer donnerten – aber auch die Geiseln ist das eine Frage von Leben und Tod.“