Militär stürzt Sudans Präsident al-Baschir
Nach monatelangen Protesten im Sudan gegen die Herrschaft von Omar al-Baschir hat das Militär den Machthaber am Donnerstag gestürzt. Verteidigungsminister Awad Ibnuf wurde als Chef des neuen Militärrats vereidigt. Die Proteste gehen weiter, die Demonstranten fordern einen zivilen Rat. Dieser Forderung schließen sich auch USA und EU an. Bekommt die Demokratie im Sudan eine Chance?
Unterdrückte streben nach Demokratie
Nach Algerien zeigt auch der Sudan, dass der Arabische Frühling noch nicht beendet ist, kommentiert Laurent Joffrin, Chefredakteur von Libération:
„Man hätte etwas resigniert denken können, dass die muslimische Welt wie in Syrien oder Ägypten dazu verdammt ist, zwischen Skylla und Charybdis zu wählen: zwischen Islamisten und Militärregimen (mit der Variante eines islamistischen Militärregimes wie im Sudan). Die jüngsten Ereignisse zeigen, dass ein dritter Akteur weiterhin im Spiel ist: das Volk, das Korruption und Repression nicht länger erträgt und unermüdlich nach mehr Ehrlichkeit und Freiheit ruft. Während die Demokratie in den alten Rechtsstaaten derzeit Erschöpfungsanzeichen aufweist, bleibt sie in Ländern, die von Soldateska und religiösem Fundamentalismus tyrannisiert wurden, eine wirksame und attraktive Referenz.“
Hoffnung der Demonstranten zerschlagen
Enttäuscht über die Machtübernahme des Militärs zeigt sich Rzeczpospolita:
„Es war klar, dass der Diktator so fallen würde, wie er an die Macht gekommen ist - infolge eines Militärputsches. Aber die Anführer der Proteste haben erwartet, dass die Armee für die Zeit der Transformation einen Regierungsrat mit Zivilisten einrichten würde. Sie dachten, dass dabei jene ausgeschlossen werden, die für den Tod zahlreicher Demonstranten verantwortlich sind, oder für die Kriegsverbrechen, die vor einigen Jahren in der Provinz Darfur passierten. So kam es aber nicht. Es war unklar, wer die Rede an die Nation halten wird, die die staatlichen Sender vom frühen Morgen an ankündigten. Nach Stunden der Hoffnung, dass es irgendein militärischer Führer ohne Blut an den Händen sein wird, sprach jedoch der Verteidigungsminister und Vizepräsident General Awad Ibnuf.“
Putsch made in China
Auf eine Übergabe der Macht an die Zivilisten kann der Westen lange warten, hat der Putsch doch einen mächtigen Drahtzieher, lautet die Anklage von Fabio Carminati, Experte für Geopolitik, in Avvenire:
„Sie werden es nie zugeben. Aber sie stecken dahinter, die Chinesen. Der Sudan war Ende der 1980er Jahre der erste afrikanische Anlandeort für Peking. ... Das ist nun Geschichte, so wie der erste echte Putsch Made in China Geschichte ist, nämlich der im November 2017 in Simbabwe. ... Schon damals wurde von einer zweiten Phase der chinesischen Invasion in Afrika gesprochen, nämlich das Eingreifen in die lokale Politik. Jetzt wird das Konzept bekräftigt, denn jeder weiß, dass Peking die Zügel und die Börse des Landes fest in der Hand hält.“