UK und Irland streiten über Einwanderung
Dublin macht den umstrittenen Ruanda-Deal in Großbritannien für steigende Asylbewerberzahlen in Irland verantwortlich. Der britische Premier Rishi Sunak lehnt Gespräche über mögliche Rückführungen von Irland nach Großbritannien kategorisch ab. Schließlich zeige sich auch Paris gegenüber London bei diesem Thema unnachgiebig. Kommentatoren sehen einen Streit mit vielen Verlierern und keinem Gewinner.
Miserables Pingpong
Ein unmenschlicher und völlig falscher Streit, schimpft The Independent:
„Wir sollten nicht mit dem Leben von Menschen Pingpong spielen. ... Bei all der Fremdenfeindlichkeit und aktuellen Flüchtlingshysterie könnte man glatt vergessen, dass Europa in Wirklichkeit eben nicht 'voll' ist, sondern unter schrecklichem Arbeitskräftemangel leidet. ... Dennoch versuchen wir, diese Menschen immer wieder weiterzureichen, ohne dass das Problem jemals verschwindet, und geben Millionen für einen bizarren Plan aus, sie nach Ruanda zu schicken.“
Der letzte Strohhalm
Eine Verzweiflungstat von Sunak erkennt Cécile Ducourtieux, London-Korrespondentin von Le Monde:
„Der Ruanda-Deal ist wahrscheinlich der letzte Trumpf, den der Regierende hat, um den Trend der Umfragen umzukehren, in denen die Tories seit Monaten 20 Punkte hinter Labour liegen. Zweimal hat Sunak mit Finanzminister Jeremy Hunt Senkungen der Beiträge zum Gesundheitssystem angekündigt. ... Zudem hat Rishi Sunak die Beziehungen zur EU befriedet, ein Brexit-Abkommen mit Nordirland ausgehandelt, die finanzielle Unterstützung der Ukraine fortgesetzt, sein Versprechen einer Halbierung der Inflation bis Ende 2023 gehalten und kostenlose Betreuungsstunden in Kinderkrippen eingeführt. … Rishi Sunak ist zuverlässig und fleißig, aber er hat sich nicht schnell genug von seinen beiden Amtsvorgängern distanziert.“
Es geht nur gemeinsam
Irish Independent mahnt zur Reflexion:
„Man sagt, das Wichtigste in Sachen Kommunikation sei es, zu hören, was nicht gesagt wird. In diesem Fall ist es die Tatsache, dass Migration ohne die Zusammenarbeit aller Seiten nicht zu bewältigen ist. ... Sunak kann der EU nicht einfach die Tür vor der Nase zuschlagen, ganz gleich, wie viele 'Likes' er dafür von den Vollblut-Tories erhält. ... Es wird hier mit Zahlen um sich geworfen, dabei steht das Schicksal von Menschen auf dem Spiel. Wir brauchen einen effektiven EU-UK-Plan, um Leben zu retten.“