50 Jahre geteiltes Zypern
Am 15. Juli 1974 putschten zyprische Offiziere mit Unterstützung der griechischen Militärjunta gegen die demokratisch gewählte Regierung in Nikosia. Ziel: der Anschluss an Griechenland. Darauf besetzte die Türkei gewaltsam den Nordteil der Insel und berief sich dabei auf ihr Interventionsrecht als Schutzmacht der Zyperntürken. Dass die Besatzung auch nach dem Sturz der Putschisten und bis heute anhält, verletzt allerdings ebenso wie der Putsch internationales Recht.
Zwei-Staaten-Lösung ist alternativlos geworden
Die zyperntürkische Kıbrıs Postası schreibt:
„Obwohl auf der Insel aufgrund der maximalistischen Forderungen der griechischen Zyprer und ihres Bestrebens, die türkisch-zyprische Bevölkerung in einer föderalen Struktur zu unterdrücken, noch keine Einigung erzielt wurde, führen wir als türkische Zyprer unsere Existenz fort. ... An dieser Stelle muss erneut betont werden, dass eine Zwei-Staaten-Struktur die beste Lösung für das Zypernproblem wäre. Die Regierungen der Türkei und der [nicht anerkannten] Türkischen Republik Nordzypern, die bis 2017 für Verhandlungen zu einer föderalen Lösung offen waren, haben sich inzwischen für eine Zweistaatenlösung entschieden, die sich an den realen Umständen auf der Insel orientiert, da im letzten halben Jahrhundert keine Fortschritte erzielt wurden.“
Wir jagen einem Märchen nach
Die Zypernfrage ist kaum noch zu lösen, glaubt Yetkin Report:
„Die Suche nach einer Lösung für Zypern ist, als ob man einem Märchen nachjagen würde. Einerseits ist das Ziel einer bizonalen, bikommunalen Föderation seit Jahren ein unerreichbarer Traum. Jeder weiß, dass es eher eine Wunschvorstellung als ein realistisches Ziel ist. Auf der anderen Seite ist die Zweistaatenlösung von Anfang an nicht mehr als ein Ausgangspunkt gewesen und wird rundweg abgelehnt. Was für eine Lösung kann also gefunden werden, wenn beide Optionen unrealistisch sind?“
Zeit für harte und endgültige Entscheidungen
Der Chefredakteur von Kathimerini Alexis Papachelas schreibt:
„Die Gefahr besteht heute darin, die durch die türkische Invasion von 1974 verursachte Teilung zu verfestigen. Die internationale Gemeinschaft hat viele offene Fronten und ist nicht mit Zypern befasst. ... Ein großer Teil der zyprischen Bevölkerung ist müde und hat kein Interesse an diesem Thema. ... Die Zeit der harten und endgültigen Entscheidungen ist wahrscheinlich gekommen. Hoffen wir, dass Athen und Nikosia eine einheitliche Front bilden. Alles deutet darauf hin, dass dies die Absicht des zyprischen Präsidenten Nikos Christodoulidis und des griechischen Premiers Kyriakos Mitsotakis ist. Schließlich haben beide genug Geschichte gelesen, um zu wissen, wie selbstzerstörerisch ein innergriechisches Schuldzuweisungsspiel sein kann.“
Demokratie schützen, Zypern befreien
Der Kampf gegen die Besatzung darf nicht aufgegeben werden, betont Phileleftheros:
„Jedes Jahr am 15. Juli können wir nur Traurigkeit und Empörung über den Verrat und die Zerstörung empfinden. ... Es ist unser aller Pflicht, die vollendeten Tatsachen nicht zu akzeptieren und die Besatzer zu stürzen. Die neuen Generationen, die die Folgen des Verrats zu spüren bekommen, müssen sich für die Wiederherstellung der Einheit des Landes, der Republik Zypern, einsetzen. ... Die Aufrechterhaltung des derzeitigen Zustands ist keine Lösung. ... Die Botschaft dieser traurigen Jahrestage ist klar: Nie wieder Narren das Land verraten lassen, nie wieder Faschismus zulassen. Lasst uns die Demokratie schützen, lasst uns unser Land, die Republik Zypern, befreien.“
Ein halbes Jahrhundert leerer Versprechen
Verbittert resümiert Cyprus Mail:
„Die inhaltslose Rhetorik war die einzige politische Konstante in diesen 50 Jahren, die von leeren Versprechen und dem Schüren falscher Hoffnungen geprägt waren – Versprechen, denen die verletzlichen Menschen, die alles verloren hatten und verzweifelt nach etwas suchten, woran sie sich festhalten konnten, glaubten. Erfolgreiche politische Karrieren wurden auf dieser zynischen Ausnutzung der Verzweiflung der Geflüchteten aufgebaut, denen von den Demagogen fälschlich versprochen wurde, dass sie alle in ihre Heimat zurückkehren würden.“
Es fehlt eine effektive Opferpolitik
Nikosia hat auf internationaler Ebene wenig erreicht, erläutert der zyperntürkische Kolumnist Şener Levent in Politis:
„Bis heute hat die griechisch-zyprische Seite ständige Enttäuschungen erlebt. Sie hat es nicht einmal geschafft, ihre eigenen faschistischen Putschisten nach 1974 zu bestrafen. Sie war aber nicht nur gegenüber ihren eigenen Putschisten hilflos, sondern auch dem Eroberer gegenüber. ... Obwohl sie die Hälfte ihres Heimatlandes verlor, war sie nicht in der Lage, eine starke Opferpolitik zu entwickeln. Auf internationalen Bühnen blieb sie passiv und schwach. Sie wartete darauf, dass die Leute diese Viktimisierung verstehen würden, statt sie selbst zu erklären. Aber die Zeit wirkte zugunsten des Eroberers.“